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Ausland

Geberkonferenz sammelt sieben Milliarden Euro für Türkei und Syrien

Dienstag, 21. März 2023

/picture alliance, AP, Virginia Mayo

Brüssel – Die internationale Gemeinschaft mobilisiert sieben Milliarden Euro für die Opfer der Erdbebenkatas­trophe in der Türkei und in Syrien. Gemeinsam habe man die Erwartungen übertroffen, sagte EU-Kommissions­präsidentin Ursula von der Leyen gestern nach einer Geberkonferenz in Brüssel.

„Wenn es zu einer Tragödie kommt, gibt es nur eine Antwort, und das ist Solidarität.“ Allein Deutschland kün­dig­te an, seine bisher geleistete Erdbebenhilfe für beide Länder auf rund 240 Millionen Euro mehr als zu ver­doppeln. Davon werde der größere Teil an die Türkei gehen, „weil da auch der Zugang und die Bedarfe viel klarer und viel einfacher sind als bei Nordwestsyrien“, sagte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Tobias Lindner.

Nach Angaben von der Leyens unterstützt die Europäische Union (EU) aus ihrem Haushalt den Wiederaufbau der Türkei mit einer Milliarde Euro. Für humanitäre und erste Wiederaufbauhilfe in dem Bürgerkriegsland Sy­rien sollten weitere 108 Millionen Euro bereitgestellt werden. Insgesamt sagten die EU und ihre Mitglied­staaten von der Leyen zufolge 3,3 Milliarden Euro zu. Der Rest kommt aus dem übrigen Kreis der internatio­nalen Gemeinschaft.

Am 6. Februar hatten zwei starke Erdbeben die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert. Es kamen fast 57.000 Menschen ums Leben und Millionen wurden obdachlos. Von der Leyen hatte deshalb zusammen mit dem schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson zu der Geberkonferenz eingeladen.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten hatten bereits unmittelbar nach den Beben Rettungskräfte, Suchhunde und Ausrüstung in die Erdbebengebiete geschickt und finanzielle Hilfszusagen gemacht. Letztere sind in dem nun genannten Gesamtbetrag in Teilen eingerechnet. Dieser besteht sowohl aus Zuschüssen als auch aus Krediten.

„Wir müssen unsere Unterstützung aufrechterhalten und den Überlebenden nicht nur beim Überleben helfen, sondern auch beim Wiederaufbau ihres Lebens“, sagte von der Leyen. Sie betonte, dass Häuser, Schulen und Krankenhäuser mit höchsten Standards für Erdbebensicherheit wiederaufgebaut werden müssten.

Dass das vor den verheerenden Beben nicht der Fall war, gilt vielen Menschen in der Türkei als ein Grund für das Ausmaß der Katastrophe. Zudem müssten die Wasserversorgung, die Abwassersysteme und andere wich­tige Infrastrukturen repariert werden, sagte von der Leyen. Sechs Wochen nach der Katastrophe liegen diese vielerorts noch brach.

Wie dramatisch die Lage ist, machte Achim Steiner, Chef des UN-Entwicklungs­programms (UNDP), deutlich. Es gehe darum, den Menschen Hoffnung und eine Perspektive zu geben, sagte Steiner. Viele seien obdachlos oder geflohen. Sie müssten überzeugt werden, dass sie in den betroffenen Regionen wieder eine Existenz aufbauen können.

Allein in der Türkei ist die offizielle Zahl der Toten nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdogan mittler­weile auf mehr als 50.000 gestiegen. Der materielle Schaden betrage rund 104 Milliarden Dollar, sagte Erdo­gan, der per Video zugeschaltet war. Knapp 300.000 Gebäude seien stark beschädigt worden.

Nach Regierungsangaben sind 3,7 Millionen Menschen aus der Region evakuiert worden, knapp zwei Millionen Menschen leben in Zelten. Zugleich bereitet sich das Land auf Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 14. Mai vor. Die Regierung steht wegen ihres Krisenmanagements heftig in der Kritik.

In Syrien kommt die Hilfe nach den Erdbeben deutlich langsamer an als in der Türkei. Nach zwölf Jahren Bür­gerkrieg ist das Land zersplittert und in weiten Teilen zerstört. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungs­stelle für Menschenrechte kamen bei den Beben in dem Land rund 6.800 Menschen ums Leben.

Schon vor der Katastrophe benötigten dieses Jahr etwa 70 Prozent der Bevölkerung humanitäre Hilfe. Nun sind nach UN-Angaben mehr als eine halbe Million Menschen obdachlos geworden. Viele von ihnen leben in über­füllten Sammelunterkünften mit mangelhafter Hygiene – zusätzlich zur schon zuvor großen Zahl an Vertriebe­nen.

Weil die Regierung von Baschar al-Assad brutal gegen die eigene Bevölkerung vorgeht, will die EU nicht für den Wiederaufbau des Landes aufkommen. Deshalb beschränkt sie ihre Hilfe auf humanitäre Unterstützung und den notwendigsten Wiederaufbau – etwa die Reparatur von Wasserleitungen. Weitere Hilfe für das Land soll bei einer Geberkonferenz im Juni gesammelt werden.

Die syrische Regierung kritisierte die Geberkonferenz vom Montag indes und warf den Veranstaltern in Anspie­lung auf bestehende Sanktionen „illegale, unmenschliche und unmoralische Zwangsmaßnahmen“ gegen Sy­rien vor. © dpa/aerzteblatt.de

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