NewsMedizinStudie: Tests beim Personal schützen Pflegeheimbewohner vor COVID-19 – kein Einfluss auf Sterberisiko durch Omikron
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Medizin

Studie: Tests beim Personal schützen Pflegeheimbewohner vor COVID-19 – kein Einfluss auf Sterberisiko durch Omikron

Donnerstag, 23. März 2023

/nito, stock.adobe.com

Rochester/New York – Regelmäßige Tests des Personals auf SARS-CoV-2 haben in US-Pflegeheimen bei drohenden Ausbrüchen die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle in Pflegeheimen an COVID-19 deutlich gesenkt. Der Schutz war laut einer Studie im New England Journal of Medicine (NEJM 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2210063) vor der Einführung der Impfstoffe am größten.

In der Omikronwelle wurde nur die Zahl der Infektionen, nicht aber der (inzwischen deutlich gesunkenen) Zahl der Todesfälle gesenkt. PCR-Tests erzielten trotz der zeitlichen Verzögerung bis zum Vorliegen der Testergebnisse bessere Ergebnisse – außer in der Omikronwelle.

In der Pandemie gehörten die Bewohner von Pflegeheimen zu den am meisten gefährdeten Personenkreisen. Auf sie entfielen in den USA bis Ende 2021 mehr als 20 % aller Todesfälle, bei einem Anteil von weniger als 2 % an der Bevölkerung. Die Viren wurden (vor allem in den Zeiten, in denen Besucher ausgesperrt waren) vor allem von asymptomatischen oder präsymptomatischen Personen des Pflegepersonals in die Einrichtungen eingeschleppt.

Regelmäßige Tests beim Personal gelten deshalb als wichtige Schutzmaßnahme. Sie sind jedoch nicht unumstritten, zumal sie mit erheblichen Kosten verbunden sind. In den USA variierte deshalb die Zahl der Tests in den einzelnen Einrichtungen.

Brian McGarry von der Universität in Rochester im US-Staat New York und Mitarbeiter haben in einer retrospektiven Studie den Einfluss der Testhäufigkeit auf die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle im Fall eines drohenden Ausbruchs untersucht.

Der Beginn eines Ausbruchs wurde definiert als der Nachweis einer Erkrankung nach mindestens 2 Wochen ohne Fall. Ob es dann tatsächlich zu einem Ausbruch kam, wurde in der Analyse nicht berücksichtigt.

Die Datenbasis bildeten die Abrechnungsdaten der „Centers for Medicare and Medicaid Services“, das in den USA die Kosten für die Patienten in 13.424 Pflegeheimen trägt, darunter auch die mehr als 90 Mio. Tests, die in den Jahren 2020 bis 2022 dort durchgeführt wurden. Die Epidemiologen unterschieden drei Zeiträume.

Der erste erstreckte sich vom 22. November 2020 bis zum 17. Januar 2021, als noch keine Impfstoffe zur Verfügung standen. Der zweite Zeitraum schloss sich an bis zum Beginn der Omikron-Welle im November 2021 und der dritte Zeitraum ging danach bis zum März 2022.

Die Forscher verglichen die 10 Prozent der Heime, die die meisten Tests durchführten, mit den 10 %, die am wenigsten testeten. Endpunkt war die Anzahl der Infektionen und Todesfälle pro drohendem Ausbruch. Die Analyse ergab, dass in allen drei Phasen die Zahl der Infektionen in den Einrichtungen mit hoher Testrate niedriger war.

Am größten war der Unterschied in der Zeit vor Einführung der Impfstoffe. In den Heimen, in denen am meisten getestet wurde, kam es zu 759,9 Fällen pro 100 drohenden Ausbrüchen gegenüber 1060,2 Fällen in den Heimen mit den wenigsten Tests.

Die adjustierte Differenz von 300,3 Fällen war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 223,5 bis 377,1 Fällen signifikant. Nach einer Hochrechnung von McGarry hätte jeder zusätzliche Test mehr pro Mitarbeiter und Woche in allen Einrichtungen (das wären 1,1 Mio. Tests gewesen) 3.079 COVID-19-Erkrankungen in den Pflegeheimen verhindert.

In der zweiten Phase, in der viele Heimbewohner geimpft waren, kam es zu deutlich weniger Erkrankungen an COVID-19. In den Hochtesteinrichtungen waren es mit 192,9 auf 100 drohende Ausbrüche tendenziell weniger als in den Niedrigtesteinrichtungen mit 201,2 Fällen. Die Differenz von 8,3 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von -3,7 bis 20,4 statistisch nicht signifikant.

In der Omikron-Welle ist die Zahl der Erkrankungen wieder deutlich angestiegen. In den Hochtesteinrichtungen waren es 1.038,2 und in den Niedrigtesteinrichtungen 1.092,9 auf 100 drohende Ausbrüche (Differenz 54,7; 7,2-102,2).

Bei den Todesfällen an COVID-19 haben die Tests ebenfalls vor Einführung der Impfstoffe die größte Wirkung erzielt. Die Sterberate betrug 125,2 gegenüber 166,8 auf 100 drohende Ausbrüche. Differenz: 41,6 (25,5-57,8). Nach den Hochrechnungen von McGarry und Mitarbeitern hat jeder zusätzliche Test pro Woche in dieser Phase 427 Heimbewohnern das Leben gerettet.

Nach Einführung der Impfung war kein Einfluss der Tests auf die Sterberate mehr nachweisbar. Vor Omikron kam es in den Hochtesteinrichtungen sogar zu minimal mehr Todesfällen (25,2 versus 24,4 pro 100 drohende Ausbrüchen; Differenz 0,7; -3,1-4,5). Nach dem Auftreten von Omikron waren es 38,9 versus 40,2 Todesfälle pro 100 drohende Ausbrüchen (Differenz -1,4; -4,9-2,2).

Die Studie zeigt damit erneut, dass die Zahl der Erkrankungen in der Omikron-Welle trotz Impfungen höher war als zu Beginn der Pandemie, als die Pflegeheimbewohner noch nicht durch Impfungen geschützt werden konnten. Die Zahl der Todesfälle ist jedoch in der Omikron-Welle niedrig geblieben und zwar unabhängig davon, ob das Personal in den Einrichtungen häufig oder selten getestet wurde.

Interessant ist auch der Einfluss der Tests. Die Soforttests (POC, in der Regel Antigentest) haben den Vorteil, dass das infizierte Personal sofort nach Hause geschickt werden kann, während beim genaueren PCR-Test mehrere Tage bis zum Ergebnis vergehen können. Dennoch verhinderten die PCR-Tests zunächst mehr Erkrankungen als die Antigentests. Die Ausnahme war die Omikron-Welle. Hier kam es bei Verwendung des POC zu 66,7 weniger Erkrankungen pro 100 drohenden Ausbrüchen (14,9-118,5). Der Einfluss auf das Sterberisiko war jedoch wiederum gering.

Wie immer in retrospektiven Studien lässt sich eine Kausalität nicht zweifelsfrei belegen. Die Ergebnisse erscheinen jedoch plausibel. In der aktuellen Situation, die von Varianten mit einer hohen Infektiosität bestimmt wird, scheinen nach den Ergebnissen der Studie Antigentests die bessere Wahl zu sein. Sie sind zudem deutlich kostengünstiger. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
LNS
LNS LNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER