Ausland
Behörden bemühen sich um Eindämmung von Marburgausbrüchen
Freitag, 24. März 2023
Genf/Malabo/Daressalam – Nach Ausbrüchen des tödlichen Marburgfiebers in zwei afrikanischen Ländern will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Erreger rasch eindämmen – auch Impfstoffe sollen zum Einsatz kommen.
Sowohl in Äquatorialguinea, einem kleinen Staat mit 1,5 Millionen Einwohnern an Afrikas Westküste, als auch im ostafrikanischen Tansania mit rund 63 Millionen Einwohnern, sind erstmals Krankheitsfälle aufgetreten.
Das mit dem Ebolaerreger verwandte Marburgvirus löst Symptome wie Fieber, Krämpfe, blutiges Erbrechen und Durchfall aus. Je nach Behandlungsmöglichkeiten sterben bis zu 88 Prozent der Erkrankten.
Noch seien keine Impfstoffe oder Therapeutika zugelassen, aber es gebe Impfstoffkandidaten und Medikamente, die im Kampf gegen den Ausbruch helfen könnten, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.
Nach dem Ausbruch in Tansania stehen Experten bereit, um dort vielversprechende Impfstoffe zu testen. „Die Entwickler sind an Bord, die Protokolle für die klinischen Versuche sind fertig, die Experten und Spender sind bereit, sobald die nationale Regierung und die Forscher grünes Licht geben“, sagte Tedros. Auch in Äquatorialguinea hatte die WHO dies angeboten.
In Äquatorialguinea deuteten Fälle, die in bis zu 150 Kilometer Entfernung voneinander nachgewiesen wurden, auf eine größere Verbreitung des Virus hin, teilte die WHO gestern mit. Von neun seit Februar laborbestätigten Erkrankten starben demnach sieben.
20 weitere Tote waren wahrscheinlich ebenfalls infiziert. Wegen der Nähe zu den Nachbarländern Kamerun und Gabun sieht die WHO ein mittelhohes Risiko für die Region sowie ein hohes Risiko für das Land selbst, dessen Einwohner laut UN zu den ärmsten Menschen der Welt gehören.
Die Übertragungskette müsse schnell unterbrochen werden, um „einen möglichen großflächigen Ausbruch und den Verlust von Menschenleben zu verhindern“, sagte der WHO-Regionaldirektor für Afrika, Matshidiso Moeti. „Marburg ist hochvirulent, kann aber durch den sofortigen Einsatz eines breiten Spektrums von Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs wirksam kontrolliert und gestoppt werden.“
Der Ausbruch in Tansania wurde am vergangenen Dienstag bekannt. Acht Infektionen wurden dort laut Gesundheitsministerium nachgewiesen, fünf Menschen starben. Der Ausbruch sei unter Kontrolle und konnte auf die Region Kagera im Nordwesten des Landes beschränkt werden, hieß es.
Tansanias Regierung verkündete am gestern Reisebeschränkungen und Maßnahmen zur Kontaktnachverfolgung für die betroffene Region. Die Inkubationszeit beträgt der WHO zufolge zwischen zwei und 21 Tagen.
Die WHO hat die Virusfamilie, die das Marburg-Fieber und die ebenso lebensgefährliche Krankheit Ebola auslöst, auf einer Prioritätenliste für mehr Forschung und die Vorbereitung auf größere Ausbrüche. Bei der Liste gehe es um Bakterien und Viren, die Ausbrüche verursachen, sich ausbreiten und zu einer Pandemie werden könnten, sagte Ana Mario Restrepo von der WHO-Pogramm für gesundheitliche Notfälle.
Auch ohne Impfstoffe und Medikamente könne schon viel gegen die Ausbreitung von Marburgfieber getan werden, sagte Tedros: „Die sorgfältige Ermittlung von Kontaktpersonen, ihre Isolierung und die Pflege (Kranker) sind wirksame Instrumente, um die Übertragung von Marburg zu verhindern und Leben zu retten.“
Zuletzt waren im vergangenen Jahr drei Menschen im westafrikanischen Ghana gestorben. Ausbrüche des Marburgfiebers gab es davor laut WHO in Guinea (2021), Uganda (2017, 2014, 2012, 2007), Angola (2004-2005), der Demokratischen Republik Kongo (1998 und 2000), Kenia (1990, 1987, 1980) und Südafrika (1975). © dpa/aerzteblatt.de

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