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Aidshilfe sieht mehr Potenzial bei Prä-Expo­sitions-Prophylaxe

Freitag, 24. März 2023

/dpa

Bonn – Die medikamentöse HIV-Prophylaxe ist erfolgreich, ihr Potenzial jedoch bei Weitem nicht ausge­schöpft. In einem neuen Positionspapier fordert die Deutsche Aidshilfe (DAH) bessere Aufklärung über die Möglichkeiten der Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), die Beseitigung struktureller Barrieren sowie den un­eingeschränkten Zugang aller HIV-gefährdeten Menschen zur Vor-Kontakt-Vorsorge.

Bei der PrEP nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament ein. Dies sorgt dafür, dass sich das Virus im Körper nicht einnisten kann und verhindert somit eine HIV-Übertragung beim Sex. Seit September 2019 ist die PrEP für Menschen mit „substanziellem“ HIV-Risiko eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Mindestens 30.000 Menschen schützen sich in Deutschland bisher mit PrEP, berichtete Daniel Schmidt vom Robert-Koch-Institut (RKI) auf dem heute gestar­teten Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress (DÖAK).

„Genutzt wird die medikamentöse Schutzmaßnahme bisher vor allem von schwulen und bisexuellen Männ­ern“, verweist die DAH in ihrem Positionspapier. Anderen Menschen werde die PrEP allerdings meist auch nicht angeboten. Zugleich gebe es in manchen PrEP-Praxen lange Wartelisten und abseits der Metropolen weiße Flecken auf der Versorgungslandkarte.

Hier gelte es gegenzusteuern, forderte DAH-Vorstandsmitglied Ulf Kristal. Die PrEP sei prinzipiell für alle Menschen mit einem HIV-Risiko geeignet. „Wer sich mit der HIV-Prophylaxe schützen möchte, muss sie auch schnell und unkompliziert bekommen.“

Entsprechend wichtig sei es, offener zu denken und breiter über die PrEP aufklären. Auch das RKI kommt in seiner Evaluation der PrEP als GKV-Leistung zu dem Schluss, dass es wichtig sei, „die PrEP allen Personen mit Bedarf zugänglich zu machen“.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist aus Sicht der Deutschen Aidshilfe einerseits mehr Aufklärung erforderlich: „Die PrEP muss bekannter werden und beispielsweise in der Sexualberatung, in Angeboten für Menschen aus besonders stark von HIV betroffenen Gruppen, in Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen aber auch in Arztpra­xen und reisemedizinischen Beratungen offensiv angeboten werden.“

Außerdem fordert die DAH, die Hürden für Ärzte zu senken: „Bisher dürfen die PrEP auf einem Kassenrezept neben HIV-Spezialisten nur Ärzte verschreiben, die eine entsprechende Zusatzqualifikation nachweisen können“, heißt es im Positionspapier. Dies trage zu Versorgungsengpässen jenseits der Metropolen bei. Aus Sicht der DAH könnten zertifizierte E-Learnings sowie die breitflächige Etablierung von Beratungsangeboten hier Abhilfe schaffen.

„Die zur Verordnung erforderliche Beratung könnte auch in Checkpoints der Aidshilfen oder Beratungsstellen stattfinden“, konstatiert die DAH und fordert darüber hinaus, den Zugang zu PrEP auch inhaftierten Menschen sowie Personen ohne Aufenthaltsstatus zu ermöglichen. Die Kostenübernahme durch private Krankenversi­che­rer sei ebenfalls ein wichtiger Aspekt für eine höhere Nutzung des Angebots.

„Niemand darf von diesem wirkungsvollen Schutz vor HIV ausgeschlossen bleiben“, sagte DAH-Vorstand Kris­tal. Um mit der PrEP noch mehr HIV-Infektionen zu verhindern, seien deshalb Politik, Prävention, Medizinsys­tem sowie Hilfs- und Beratungsangebote gleichermaßen gefragt. „Es geht darum, die PrEP gemeinsam zu einer selbstverständlichen und akzeptierten Schutzmethode zu machen“, so Kristal. © hil/sb/aerzteblatt.de

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