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Politik

Bevölkerung befürwortet multiprofessionelle Gesundheitszentren

Dienstag, 28. März 2023

/picture alliance, Daniel Reinhardt

Berlin – Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet die Einrichtung multiprofessioneller Primärversorgungs­zentren. Das ergibt eine Forsa-Umfrage, die im Auftrag des Bosch Health Campus der Robert Bosch Stiftung durchgeführt worden ist.

Demnach stimmten 78 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass solche Zentren in denen verschiedene Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten, die gesundheitliche Versorgung vor Ort verbessern würden. Allerdings kannten auch rund drei Viertel der Befragten (74 Prozent) das Konzept vorher nicht.

Auch das geplante Konzept der Bundesregierung, Gesundheitskioske als niederschwellige Ergänzung im Ge­sundheitsbereich zu entwickeln, kannten 83 Prozent der Befragten nicht.

Ebenso war für 90 Prozent der Befragten das Berufsbild der Community Health Nurse unbekannt. Nach einer kurzen Erläuterung der Konzepte stimmten dennoch rund 61 Prozent dafür, dass Gesundheitskioske die Ver­sor­gung in Deutschland nachhaltig verbessern würden.

„Gesundheitszentren finden eine ganz breite Unterstützung und können deshalb das Angebot vor Ort ver­bessern“, sagte Ingrid Wünning Tschol, Leiterin des Robert Bosch Center for innovative Health am Bosch Health Campus. Deshalb müsse die Primärversorgung neu gedacht und stärker interprofessionell gestaltet werden, betonte sie.

Auch Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care (BMC) sowie Professor für Ma­nage­ment im Gesundheitswesen an der SRH Fernhochschule, betonte gestern, dass der ambulante Bereich durch Gemeinschaftszentren ergänzt werden müsste.

Aufgrund des Fachkräftemangels und dem Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten könne man künftig nicht mehr mit einer Hausarztpraxis an jeder Ecke rechnen, sondern müsse den ambulanten Sektor neu denken.

Einerseits gebe es die Einzelarztpraxen, die aber zu kleinräumig seien um sich sinnvoll im Team zu organisie­ren und andererseits gebe es die Krankenhäuser, die wiederum als Großbetrieb nicht in der Fläche präsent sein könnten.

„Wir sind auf der Suche nach neuen Organisationsformen, die es dazwischen geben kann und die im Bereich der Primärversorgung wirksam werden sollten. Dort wird entschieden, ob wir in Zukunft im Gesundheitssys­tem eine gute Versorgung für alle leisten können“, sagte Hager.

Mehrheit hat kein Vertrauen in die Gesundheitspolitik

Zudem zeigte die Umfrage, dass 59 Prozent der Befragten eher weniger oder gar kein Vertrauen in die Politik haben, dass sie in Zukunft eine qualitativ hochwertige und bezahlbare medizinische Versorgung für alle Bür­ger sicherstellt.

Dieser Wert lag bei einer vergleichbaren Umfrage aus dem Jahr 2020 noch bei 30 Prozent. „Diese Zahlen sind alarmierend und werfen die Frage auf, ob die aktuelle Gesundheitspolitik nah genug an Bürgerinnen und Bür­gern sowie Patienten ausgerichtet ist und ob die Politik die richtigen Prioritäten setzt“, erklärte Wünning Tschol.

70 Prozent der Befragten sagten, dass das deutsche Gesundheitssystem eher nicht oder gar nicht besser auf­gestellt sei als vor einem Jahr. Insbesondere Personen, die in mittelgroßen Orten (20.000 bis 100.000 Ein­wohner) leben, berichteten, dass sich die gesundheitliche und medizinische Versorgung im vergangenen Jahr verschlechtert hatten (48 Prozent). In den großen Städten ab 100.000 Einwohner ist die Versorgung demnach überwiegend gleichgeblieben (60 bis 63 Prozent).

Auch die öffentliche Kommunikation der Bundesregierung und insbesondere von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fand eher weniger Anklang bei den Befragten. 45 Prozent beurteilten die Kommunika­tion zur Weiterentwicklung und zu aktuellen Reformbemühungen im Gesundheitssystem als mittelmäßig, 31 Prozent als (sehr) schlecht und 21 Prozent als (sehr) gut.

Am wichtigsten war den Befragten hingegen, dass die Gesundheitsversorgung für den Einzelnen bezahlbar bleibt (81 Prozent) sowie dass die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal verbessert werden (72 Prozent).

Je älter die Befragten, desto wichtiger erachten sie es, dass sich Ärzte und Pflegekräfte für die einzelnen Pa­tienten künftig mehr Zeit nehmen können und dass wohnortnahe Gesundheitszentren eingerichtet werden, in denen verschiedene Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten.

Gesundheitssystem am Patientenwohl ausrichten

„Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass wir dringend handeln und unser Gesundheitssystem konse­quent am Patientenwohl ausrichten müssen, damit es zukunftsfähig bleibt“, sagte Mark Dominik Alscher, Ge­schäftsführer des Bosch Health Campus. „Der Zugang für alle zu einer bezahlbaren und qualitativen Gesund­heitsversorgung auch auf lange Sicht muss gewährleistet sein.“

Dafür sei es wichtig, dass die Politik die Bürgerinnen und Bürger aktiv bei Entscheidungen mit einbeziehe. Auch Wünning Tschol sprach sich dafür aus, dass die Kommunikation vonseiten der Bundesregierung besser werden müsse.

Bei der Umfrage handelt es sich um eine repräsentative Umfrage mit 1.850 nach dem Zufallsprinzip ausge­wählten Teilnehmerinnen und Teilnehmern ab 18 Jahren in Deutschland. Die Erhebung erfolgte vom 25. Janu­ar bis 10. Februar 2023. © cmk/aerzteblatt.de

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