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Ärzteschaft

Weiter Protest gegen Kommerzialisierung

Dienstag, 28. März 2023

/ARMMY PICCA, stock.adobe.com

Berlin – Die Kommerzialisierung der Medizin schreitet fort und schafft immer mehr Probleme für die Patien­tenversorgung. Das hat die Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB) heute betont. In einer Re­solu­tion stellt die Kammerversammlung diesem Trend eine auf ärztlicher Ethik und ärztlichen Werten beru­hende Haltung im Arbeitsalltag entgegen.

Besonders schädlich sind aus Sicht der Ärztekammer die Vergütung der Krankenhäuser nach diagnosebezoge­nen Fallgruppen (Diagnosis Related Groups, DRG) sowie der wachsende Einfluss von Kapitalgesellschaften in Kliniken und ambulanten Einrichtungen.

DRG setzten in den Krankenhäusern in vielen Fällen Anreize zu einer Über-/Unter- oder Fehlversorgung im Sinne einer Durchschleusungsmedizin. Der Einfluss von Kapitalgesellschaften unterwerfe Gesundheitseinrich­tungen einer unangemessenen Gewinnorientierung, die das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient in Frage stelle, so die Kritik der Kammerdelegierten.

Kritik an der Kommerzialisierung der Versorgung kommt auch aus Hessen: „Die Renditemedizin muss weg“, lautet die Forderung des Hausärzteverbandes Hessen (HÄVH), des Berufsverbandes der Kinder- und Jugend­ärztinnen und -ärzte sowie weiterer Berufsverbände der Fachärzte und Psychotherapeuten.

Sie rufen dazu auf, jeden letzten Mittwoch im Monat die Praxen zu schließen oder auf anderem Weg gegen die aktuelle Gesundheitspolitik zu protestieren. Morgen wollen die Verbände mit dieser Aktion darauf auf­merksam machen, dass Finanzinvestoren aus aller Welt den deutschen Gesundheitsmarkt entdeckt haben.

„Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren und Arztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben. Die Gesundheitspolitik muss diese Profitgier im medi­zinischen Bereich unterbinden“, sagte Christian Sommerbrodt, Vorstandsmitglied des HÄVH. Patienten müss­ten sich sicher sein können, dass sie behandelt würden, weil es um ihre Gesundheit gehe – und nicht nur, weil es sich finanziell lohne.

Die Verbände erinnern daran, dass der 126. Deutsche Ärztetag im Mai 2022 in Bremen einen Maßnahmen­ka­ta­log gegen den Kommerzialisierungsdruck in der ambulanten und stationären Versorgung beschlossen hatte, um Schaden von Patientinnen und Patienten abzuwenden und die freie Berufsausübung der Ärztinnen und Ärzte nicht weiter zu gefährden.

Darin forderte die Ärzteschaft unter anderem, die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) durch Krankenhäuser an einen fachlichen, räumlichen und regionalen Bezug zu deren Versorgungsauftrag zu koppeln.

In einem weiteren Beschluss hatte der Ärztetag den Gesetzgeber dazu aufgefordert, dem fortschreitenden Aufkauf des ambulanten medizinischen Sektors durch Private Equity und börsennotierte Aktienunternehmen Einhalt zu gebieten. „Bisher ist nicht viel passiert – im Gegenteil“, kritisieren die Initiatoren des hessischen Ärzteprotests. © hil/aerzteblatt.de

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