Medizin
Kein nachweisbarer Effekt der Immunadsorption zur Therapie des Fatigue-dominanten Long-/Post-COVID-Syndroms
Mittwoch, 29. März 2023
Köln – Ein relevanter Anteil von Patienten leidet nach einer SARS-CoV-2-Infektion unter einem Fatigue-dominanten Long-/Post-COVID-Syndrom. Über soziale Medien werden zunehmend Berichte über individuelle Behandlungserfolge durch Aphereseverfahren bei Long/Post COVID propagiert.
Johannes Ruhe, Benjamin Giszas und Co-Autoren gingen im Rahmen einer Fallserie, die sie als einen standardisierten individuellen Heilversuch durchführten, der Frage nach, inwieweit diese Aussage belastbar ist (Dtsch Arztebl Int 2023; DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0073).
Insgesamt wurden 10 Patienten für die Durchführung von 5 Immunadsorptionsbehandlungen (innerhalb von 10 Tagen) stationär betreut. Zu den Einschlusskriterien zählten ein gesichertes Fatigue-dominantes Long-/Post-COVID-Syndrom und eine unzureichende Besserung auf Therapiemaßnahmen wie beispielsweise Physio-, Ergo- und Schmerztherapie sowie Rehabilitationsmaßnahmen.
Ausschlusskriterien waren vorbestehende neuropsychiatrische Erkrankungen und somatische Komorbiditäten, die die Symptomatik hinreichend erklären können. Unmittelbar vor und nach dem Behandlungszyklus erfolgte ein umfangreiches physisches und psychisches Assessment sowie laborchemische Untersuchungen, die nach vier Wochen wiederholt wurden.
Die Studienteilnehmenden, davon 8 weiblich (80 %), waren im Median 49 Jahre alt (35 bis 54 Jahre), hatten einen medianen Fatigue Assessment Scale(FAS)-Score von 35 und einen medianen Post-COVID-Syndrom-Score von 40,5. Die mediane Zeit nach akuter COVID-19-Infektion betrug 24,5 Monate.
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Durch das eingesetzte Immunadsorptionsverfahren gelang die quantitative Reduktion sowohl des Gesamt-IgG von im Median 9,3 auf 0,48 g/L, als auch der untersuchte G-Protein-gekoppelte Rezeptorautoantikörper (GPCR-AAK). Im weiteren Verlauf waren die GPCR-AAK-Werte weiterhin zum Ausgangsniveau gesenkt, jedoch zumeist erneut oberhalb des Referenzwertes nachweisbar.
Parallel dazu konnte weder nach dem Immunadsorptionszyklus noch in der Nachbeobachtung eine klinisch relevante Veränderung der psychischen und physischen Gesundheit im Vergleich zu den Initialbefunden festgestellt werden.
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität und subjektive Zufriedenheit der Studienteilnehmenden verbesserten sich allenfalls marginal. Die Autorinnen und Autoren der konnten insgesamt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Abstinenz zirkulierender GPCR-AAK und objektivierbarer Symptomlinderung beobachten. © et/aerzteblatt.de

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