Ärzteschaft
Komplexität der Versorgung erfordert stärkere Vernetzung
Donnerstag, 30. März 2023
Berlin – Der Fortschritt der modernen Medizin führt zu einem enormen Wissenszuwachs und einer zunehmenden Spezialisierung aller Disziplinen des Gesundheitswesens. Darauf hat der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, in seinem Grußwort zur 35. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer hingewiesen.
Reinhardt zufolge ermöglicht das zwar einerseits eine immer hochwertigere Versorgung. Es führe aber darüber hinaus auch zu einem vermehrten Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Berufsgruppen.
„Die weiter zunehmende Komplexität der Versorgung erfordert daher eine stärkere Vernetzung und hierfür notwendige berufsübergreifende Versorgungskonzepte“, sagte Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz.
Dafür sei insbesondere „ein regelhafter Austausch zwischen den an der Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten beteiligten Berufsgruppen sicherzustellen und der hierfür erforderliche Aufwand zu finanzieren“, so Lundershausen.
Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück machte deutlich, dass die Berufe im Gesundheitswesen über sehr hohe Kompetenzen verfügen, die in der alltäglichen Versorgungspraxis besser genutzt werden sollten. „Beispiele gelingender interprofessioneller Kooperation sind vorhanden, ihr Ausbau bedarf des gegenseitigen Zuhörers und Verstehens“, so der Pflegewissenschaftler.
„Es braucht Brücken für interprofessionelles Lernen sowie für koordiniertes und kooperatives Arbeiten der Professionellen in der Praxis“, appellierte die an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin lehrende Heidi Höppner.
Dies sei die „Herausforderung der Stunde“. Die Potenziale der Gesundheitsfachleute mit hochschulischer Qualifikation stünden zur Verfügung, jedoch würden sie aufgrund der Rahmenbedingungen bislang kaum merklich in die Praxis münden, so Höppner.
Die Diskussion mit Fachleuten aus der Praxis hat nach Angaben der BÄK insbesondere deutlich gemacht, dass es einer konkretisierenden Schnittstellenbeschreibung und eines Handlungsrahmens im Zusammenwirken der verschiedenen Berufsgruppen bedarf. Dies sei umso mehr erforderlich, da sich die Verantwortung in der Patientenversorgung auf immer mehr Schultern verteilt, hieß es.
Eine solche Schnittstellenbeschreibung sei ebenso hilfreich in der Kommunikation der Gesundheitsfachberufe untereinander, die zwingend zum Gelingen einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung erforderlich sei. Darüber hinaus wurden der in allen Berufsgruppen immer deutlicher spürbare Fachkräftemangel sowie die Notwendigkeit eines allgemeinen Heilberufegesetzes diskutiert.
Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich heute zu ihrer 35. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von über 40 Fachverbänden ist es, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern sowie aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten. © EB/aerzteblatt.de

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