Politik
Lauterbach will Pharmaindustrie durch bessere Gesundheitsdaten in Deutschland halten
Dienstag, 25. April 2023
Berlin – Der deutsche Gesundheitssektor ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zufolge gefährdet. Insbesondere Unternehmen, die im Bereich Pharma und Gesundheit forschen und Medikamente entwickeln, verlassen derzeit das Land. Das betonte Lauterbach heute bei der Vorstellung einer Zwischenbilanz der Digitalvorhaben der Ampelkoalition.
Aus diesen Gründen seien zwei Gesetze zur Digitalisierung des Gesundheitswesens, das Digitalgesetz und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz sowie die Digitalisierungsstrategie des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) geplant.
„Wir haben im Gesundheitssystem den Anschluss verpasst. Wir haben keine gute Digitalisierung der Versorgung und keine gute Nutzbarkeit von Forschungsdaten“, bemängelte Lauterbach. Die Unternehmen beklagten insbesondere die fehlende Datenlage im Gesundheitsbereich, so der Minister.
Damit könnten etwa bestimmte Arten von Studien oder Entwicklungen von Therapien in Deutschland nicht mehr so gut gemacht werden wie früher. Andere Länder wie etwa China, England, Israel oder auch Kanada hätten dies verstanden und finanzieren und fördern gezielt entsprechende Dateninfrastrukturen, so Lauterbach.
„Da läuten überall die Alarmglocken“, betonte er. Deshalb wolle er schnell reagieren, um Unternehmen wie Biontech oder Bayer, die sich gerade mehr und mehr etwa nach England, USA oder China orientieren, in Deutschland halten zu können. Um dies zu schaffen, brauche es eine „große Strategie“, dass die Versorgung und Forschung verbessert, so Lauterbach.
Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) bekräftigte, dass Digital das neue Normal in Deutschland werden müsse. Mit elektronischen Identitäten sollen etwa entsprechende Nutzungen auf dem Smartphone künftig komfortabler werden.
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Er setze zudem „wo immer möglich“ auf rein digitale Lösungen. „Karl Lauterbach und ich wollen in unseren Bereichen künftig noch stärker auf Digitally First setzen und analoge Prozesse nach und nach ablösen“, sagte Wissing. Ziel müsse sein, teure Doppelstrukturen abzuschaffen und künftig rein digital zu verwalten.
Mit dem geplanten Digitalgesetz soll die elektronische Patientenakte (ePA) auf ein Opt-out-Verfahren umgestellt werden, so dass alle Versicherten ihre Daten in der ePA künftig vorfinden und nutzen können. Alle diese Daten sollen in einer zweiten Opt-out-Funktion zudem auch für Forschungszwecke genutzt werden, erklärte Lauterbach.
Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz sollen bereits bestehende Forschungsdaten etwa aus dem Krebsregister besser miteinander verknüpft werden.
Es werde außerdem daran gearbeitet, die Praxisverwaltungssysteme (PVS) so weiterzuentwickeln, dass sie für eine automatische Befüllung der ePA benutzt werden können, sagte Lauterbach zudem heute auf der Messe zur digitalen Gesundheitsversorgung DMEA. Es sei klar, dass die Nutzung der Akte nur zum Fliegen komme, wenn auch relevante ältere Daten in die ePA eingepflegt werden. Hierfür solle eine entsprechende Honorierung zur Verfügung gestellt werden, betonte Lauterbach.
Die beteiligten Ministerien der Bundesregierung, also maßgeblich das BMG sowie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), sollen die beiden Gesetzesvorhaben in den kommenden Wochen abstimmen. Anschließend sollen beide Gesetze parallel ins Bundeskabinett eingebracht werden, erklärte Lauterbach. Auch die Digitalisierungsstrategie des BMG sei „weitestgehend fertig“ und soll in den nächsten Wochen vorgestellt werden. © cmk/aerzteblatt.de

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