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Politik

Antibiotika für Kinder auch in Krankenhäusern knapp

Freitag, 5. Mai 2023

/Siegi, stock.adobe.com

Berlin – Antibiotika für Kinder zu bekommen, wird auch für Kliniken in Deutschland immer schwieriger. Es sei ein „Alarmsignal“, wenn Antibiotika oder Krebsmedikamente in Deutschland plötzlich nicht mehr flächende­ckend vorhanden seien, sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, dem Re­daktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Der Arbeitsaufwand für die Kliniken, um Medikamente mit Lieferengpässen zu beschaffen, sei bereits „über­bordend“, beklagte Gaß. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass einzelne Kinderärzte ihre kleinen Patienten be­reits in Kliniken einweisen würden, weil eine ambulante Versorgung mit Antibiotika aufgrund des Medika­men­tenmangels nicht oder nur verzögert möglich sei.

Noch könnten die Krankenhäuser zwar den Mangel durch einen erheblichen Mehraufwand ausgleichen, aber „dauerhaft wird es so nicht möglich sein, die Probleme zu lösen“, machte Gaß deutlich.

Der Mangel an Antibiotikasäften führte bereits in Apotheken dazu, dass Kunden, die Fiebersäfte kaufen wollten, weggeschickt werden mussten. Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, forderte vorgestern in der Rheinischen Post den Aufbau einer „nationalen Antibiotikareserve“.

Mehrere Bundesländer haben inzwischen die Regeln für Kinderantibiotikasäfte gelockert, damit die Versor­gung nicht gefährdet wird. Das erlaubt die Einfuhr nicht zugelassener Antibiotikasäfte aus dem Ausland.

Möglich ist das, weil das Bundesgesundheitsministerium (BMG) in der Woche zuvor offiziell einen Versor­gungs­man­gel bei Antibiotikasäften für Kinder festgestellt hatte. Damit dürfen bestimmte Regeln des strengen Arznei­mittelgesetzes befristet umgangen werden.

Ein Sprecher des BMG hatte in Berlin auf das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetz gegen Arzneimittelengpässe verwiesen. Dieses sieht bei bestimmten Medikamenten auch eine Pflicht zur mehrmo­natigen Lagerhaltung vor. Allerdings muss das Gesetz noch vom Bundestag beschlossen werden.

Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz forderte weitere Schritte für eine bessere Medikamentenversorgung von Kindern. Die Maßnahme sei zwar eine Notlösung, könne aber helfen, den aktuellen Versorgungsengpass etwas abzufedern, sagte eine Sprecherin. Die Landesärztekammer habe aber wegen des Mangels an fieber- und schmerzsenkenden Medikamenten und Antibiotika für Kinder mit Blick auf den kommenden Winter wei­ter Sorge.

„Wir müssen die Produktion von versorgungsrelevanten Medikamenten wieder nach Europa und auch nach Deutschland zurückverlegen“, forderte die Sprecherin der Landesärztekammer. Nötig sei es auch, gerade bei Medikamenten für Kinder Fest- und Rabattverträge zumindest zu lockern und der Industrie auch zu erlauben, Festpreise anzuheben.

„Zugleich fordern wir aber auch, dass Apotheker nicht wie derzeit vorgeschrieben, bei jeder Verordnung beim ausstellenden Arzt nachfragen müssen, ob sie ein Ausweichmedikament abgeben dürfen“, erklärte die Sprecherin. „Diese permanente Rückfragepflicht bindet viel zu viel Zeit in Apotheken und Praxen.“ © afp/dpa/aerzteblatt.de

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