Medizin
Ergebnisse der ECMO-Therapie bei COVID-19-Patienten ausgewertet
Dienstag, 23. Mai 2023
Bochum – Patienten mit schwerer COVID-19-Erkrankung wurden während der Pandemie in Einzelfällen mit einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) behandelt. Welchen Nutzen dieses Verfahren zur Lungenunterstützung leistete, diskutiert eine multizentrische Studie, die das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, initiiert und koordiniert hat. Die Arbeit ist in Scientific Reports erschienen (2023, DOI: 10.1038/s41598-023-31944-7).
Bei der ECMO-Therapie übernimmt eine Maschine die Funktion der erkrankten Lunge, indem sie das einströmende venöse Blut mit Sauerstoff anreichert, Kohlendioxid entfernt und das Blut in den Kreislauf des Betroffenen zurückführt. Die Behandlung galt in der Coronapandemie oft als letztes Mittel der intensivmedizinischen Behandlung.
Die Bochumer Arbeitsgruppe hat für ihre Studie retrospektiv die Falldaten von 149 Patienten ausgewertet. 63,8 Prozent waren männlich, ihr mittleres Alter lag bei 67 Jahren. Alle benötigten während ihrer stationären Versorgung eine invasive maschinelle Beatmung, 50 davon erhielten außerdem eine ECMO-Therapie.
Sie wurden an vier Standorten des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum behandelt, nämlich am Bergmannsheil Bochum, am St. Josef-Hospital Bochum, am Knappschaftskrankenhaus Bochum und am Marien Hospital Herne. Es zeigte sich, dass die Mortalität bei den Patienten hoch war: Sie betrug 72,5 Prozent, bei der ECMO-Gruppe sogar 80 Prozent.
Die Ergebnisse belegen „den bekannten Befund, dass in Deutschland bei beatmeten COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit und ohne ECMO eine höhere Sterblichkeitsrate beobachtet wird als in verschiedenen anderen europäischen Ländern“, sagte der Studienleiter Assem Aweimer, Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Bergmannsheil. Als eine wesentliche Ursache dafür sei anzunehmen, dass hierzulande vergleichsweise viele Patienten im hohen Lebensalter mit invasiver Beatmung und ECMO-Therapie behandelt wurden.
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Fast die Hälfte (49 Prozent) aller betrachteten Patienten der Studie waren 70 Jahre und älter, die Sterblichkeit in dieser Altersgruppe lag bei 89 Prozent. „In unserer Studie lag das Durchschnittsalter bei der Anwendung der ECMO bei 58 Jahren, was signifikant höher ist als in anderen europäischen Ländern, wo es zwischen 49 und 52 Jahren liegt“, betonte Aweimer.
Ein wichtiges Ergebnis der Auswertung ist laut dem Forschungsteam außerdem: Bei verstorbenen Patienten war der Zeitraum von Symptombeginn bis zur Einweisung in die Klinik im Durchschnitt zwei Tage länger als bei den Überlebenden.
Dies galt unabhängig davon, ob Patienten zusätzlich mit einer ECMO behandelt wurden oder nicht. „Eine rasche stationäre Behandlung könnte also die Heilungschancen positiv beeinflusst haben“, so die Forscher. © hil/aerzteblatt.de

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