Ausland
US-Gesundheitsministerium sieht Amerikas Jugend in der Krise
Freitag, 19. Mai 2023
Washington – Amerikas Jugend ist psychisch so instabil wie nie zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des US-Gesundheitsministeriums. Mädchen sind dabei weit häufiger betroffen als Jungen. Die „Youth Risk Behavior“-Studie mit landesweiten Zahlen basiert auf einer Befragung von Tausenden Schülern durch das Zentrum für die Kontrolle von Krankheiten und Prävention (CDC), die sich auf Zahlen von 2021 stützt.
Mehr als vier von zehn Highschool-Schülern leiden demnach unter anhaltender Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Noch 2009 gab das nur ein Viertel der Befragten an. Gefährdet sind vorwiegend schwarze sowie homosexuelle, lesbische und bisexuelle Jugendliche. Eine Krise, die die Pandemie und die damit verbundene Isolation verschärft haben – die sich aber schon lange zuvor angedeutet hatte.
Besonders macht sich die Krise unter jungen Frauen bemerkbar. Fast 14 Prozent berichteten, sie hätten gewaltsamen Sex erlebt. Sechs von zehn gaben an, wegen tiefer Hoffnungslosigkeit ihre regelmäßigen Aktivitäten eingestellt zu haben. Und jede Vierte hat während der Pandemie ernsthaft über Suizid nachgedacht – doppelt so viele wie unter Jungen.
„Mädchen reagieren eher auf den Schmerz der Welt als Jungen“, erklärte der Harvard-Psychologe Richard Weissbourd den drastischen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Jungen „maskieren“ Depressionen durch Wut und Aggression, während Mädchen ihre Konflikte, Stress und Ängste „verinnerlichen“, so Weissbourd.
Die Gründe für die große Jugenddepression sind vielfältig. Auch der tägliche Social-Media-Konsum nagt offenbar am Selbstwertgefühl. Zudem empfinden immer mehr Teens die Schule als stressiger, oft getrieben von Helikoptereltern, die ihre Kinder für den Konkurrenzkampf um die begehrten Studienplätze rüsten wollen.
Die Politik hat das Problem inzwischen parteiübergreifend erkannt. Etwa zwei Dutzend Gouverneure haben angekündigt, mehr Geld für Behandlungsmöglichkeiten gefährdeter Jugendlicher bereitzustellen. In der Diskussion ist die Idee, Notrufnummern auf Schülerausweise einzutragen.
Der demokratische Gouverneur von New Jersey, Phil Murphy, hat das Thema zu seiner obersten Priorität erhoben. Sein Parteifreund Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, plant zusätzliche Stellen für 40.000 psychosoziale Fachkräfte. © kna/aerzteblatt.de

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