Ärzteschaft
Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein warnt vor Cannabisfreigabe
Dienstag, 23. Mai 2023
Düsseldorf – Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) lehnt die Pläne der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis als Genussmittel ab. Sie werde zu einem ansteigenden Bedarf psychotherapeutischer Leistungen führen und gehe auf diese Weise unverantwortlich mit begrenzten ärztlichen und psychotherapeutischen Ressourcen um.
Die KVNO setzt auf Karl-Josef Laumann: Der nordrhein-westfälische CDU-Gesundheitsminister hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach seine ablehnende Haltung zu den Plänen der Bundesregierung für eine Cannabisfreigabe geäußert – zuletzt bei der Eröffnung des 127. Deutschen Ärztetages in Essen.
„Er kann sich sicher sein, dass ihn die hiesige Ärzte- und Psychotherapeutenschaft nach Kräften dabei unterstützt, eine umfassende Legalisierung zu verhindern“, sagte der stellvertretender KVNO-Vorsitzende Carsten König. „Andernfalls drohen wir einer Entwicklung Tür und Tor zu öffnen, deren negative Folgen für die gesamte Gesellschaft vermutlich immens wären.“
Weder werde eine Legalisierung des Freizeitkonsums den Schwarzmarkt austrocknen, noch werde die Drogenkriminalität dadurch abnehmen, zeigte sich auch der KV-Vorsitzende Frank Bergmann überzeugt. Die Unter-18-Jährigen würden sich die Droge weiterhin auf dem Schwarzmarkt besorgen.
„Wir sind der Auffassung, dass die Ampel die Gesundheit von Jugendlichen aufs Spiel setzt und finden das grob fahrlässig“, erklärte er heute. Es gebe keine Studien, die eindeutig die Vorteile einer Legalisierung aufzeigen würden.
Auch in Kanada oder den USA sei nicht belegt, dass der Schwarzmarkt durch legalen Cannabisanbau- und Verkauf zurückgedrängt werde. Vielmehr würde eine Legalisierung Jugendlichen und Heranwachsenden suggerieren, dass der Konsum nicht so schlimm sei. „Auch das unterläuft aus meiner Sicht den Kinder- und Jugendschutz“, sagte Bergmann.
In der aktuellen politischen Debatte würden vor allem das hohe Suchtpotenzial und die Auswirkungen, die daraus für die ambulante Versorgung resultierten, unterschätzt. „Als Neurologe und Psychiater weiß ich um die Gefahr der Abhängigkeit von der Droge, insbesondere für Heranwachsende – dies wird sich auch auf die ambulante psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung auswirken“, betonte er.
Im Falle einer flächendeckenden Legalisierung von Cannabis rechnet er mit einem deutlich höheren Behandlungsbedarf bei Suchterkrankungen und depressiven Störungen, die das schon heute extrem belastete Versorgungssystem zusätzlich bewältigen müsste.
Der Präsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, Gerd Höhner, unterstützte Bergmanns Auffassung. Auch er fürchtet, dass durch die Legalisierung die Nachfrage nach psychotherapeutischen Leistungen zunehmen könnte.
Seine psychotherapeutischen Kollegen im Land würden bereits heute oftmals am Limit arbeiten und könnten den Therapiebedarf seitens der Patienten teils nur unzureichend decken.
„Diese Probleme dürften in den größeren Städten noch zu packen sein. Das wird im ländlichen Bereich mit weniger Therapieplätzen weit schwerer sein“, erklärte auch König. „Wir schaffen uns ohne Not ein neues Problem und wir schädigen unsere Kinder und Jugendlichen.“ © lau/aerzteblatt.de

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