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Ausland

Amerikanischer Gesundheitsdienst sieht Einsamkeit als Gesundheitskrise

Donnerstag, 25. Mai 2023

/Fabio, stock.adobe.com

Washington – Ein neuer Bericht des führenden US-Gesundheitsbeauftragten fordert mehr Engagement gegen soziale Isolation. In den USA gibt es eine „Epidemie der Einsamkeit“, heißt es in einem neuen Gutachten des Surgeon General, Vivek Murthy, über den Lancet berichtet (2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00957-1).

„Einsamkeit ist weit mehr als nur ein schlechtes Gefühl – sie schadet der individuellen und der gesellschaftli­chen Gesundheit und ist mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Schlaganfall, Depressionen, Angstzustände und vorzeitigen Tod verbunden“, warnte Murthy.

Die Auswirkungen auf die Sterblichkeit entsprechen laut Bericht dem Rauchen von bis zu 15 Zigaretten pro Tag. Etwa die Hälfte der erwachsenen Amerikaner ist demnach von Einsamkeit betroffen, die damit stärker verbreitet sei als andere Gesundheitsrisiken wie Fettleibigkeit, Diabetes und Rauchen.

Die Autoren schreiben, isolierte ältere Erwachsene benötigten mit größerer Wahrscheinlichkeit Krankenhaus­aufenthalte und Pflegeheimbetreuung, was die Medicare-Ausgaben jährlich um etwa sechs bis sieben Milliar­den US-Dollar erhöhe.

Murthy schlägt eine nationale Strategie zur Förderung sozialer Beziehungen und zur Verringerung der Ein­samkeit vor. Die Empfehlungen richten sich an ein Dutzend Interessengruppen, darunter Gesundheitssysteme, Behörden, Arbeitgeber, Schulen, Familien und Pflegekräfte. Lokale Regierungen werden ermutigt, bei ihren In­vestitionen darauf zu achten, dass sie soziale Kontakte fördern und der sogenannten sozialen Infrastruktur Priorität einräumen.

Im Gesundheitswesen sollten die Leistungserbringer darin geschult werden, die physischen und psychischen Vorteile sozialer Bindungen zu erkennen. Außerdem sollten die Versicherer den Leistungserbringern die Kos­ten erstatten, wenn sie sich mit der sozialen Isolation der Patienten befassen, so die Vorschläge.

Georges Benjamin, Exekutivdirektor der American Public Health Association, begrüßte den ganzheitlichen Ansatz des Berichtes. „Es geht nicht einfach darum, dass die Menschen nur die psychologische und geistige Unterstützung bekommen, die sie brauchen, denn wir neigen dazu, alles zu medizinisieren“, sagte er. Die Lösung für die Einsamkeit bestehe nicht in erster Linie in Therapie, sondern „vielmehr darin, den Menschen zu helfen, nicht einsam zu sein“, so Benjamin.

Der Surgeon General ist ein nationaler Vertreter der öffentlichen Gesundheit, der vom Präsidenten ernannt und vom US-Senat bestätigt wird. Zu seinen Aufgaben gehört es, den Amerikanern zu erklären, wie sie Krank­heiten und Verletzungen minimieren und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Gesundheit ergreifen können. Der Surgeon General beaufsichtigt auch die 6.000 Mitarbeiter des US-Gesundheitsdienstes.

Frühere Berichte des Surgeon General haben sich unter anderem mit den Themen Rauchen, Gesundheit von Müttern, sexuelle Gesundheit, Suizidprävention, Kindesmissbrauch und Opioidabhängigkeit beschäftigt. © hil/aerzteblatt.de

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