Vermischtes
Naturwirkstoff des Goldregens kann Rauchentwöhnung unterstützen
Mittwoch, 24. Mai 2023
Oxford – Cytisin, das Gift des Goldregens, und der ähnlich wirkende synthetische Wirkstoff Vareniclin können helfen, das Rauchen aufzugeben. Teilweise schneiden sie besser ab als andere Rauchentwöhnungsmittel. Das berichtet eine britische Arbeitsgruppe nach der Auswertung zahlreicher Studien in einem aktualisierten Cochrane Review (2023, DOI: 10.1002/14651858.CD006103.pub8).
Cytisin wird schon seit den 1960er-Jahren zur Tabakentwöhnung genutzt, zunächst nur in den Ostblockstaaten, seit 2020 auch in Deutschland. Es verbindet sich mit den körpereigenen Nikotinrezeptoren besser als Nikotin selbst und ruft gleichzeitig eine ähnliche, aber abgeschwächte Wirkung hervor – das Alkaloid ist also ein Nikotin-Rezeptor-Teilagonist.
Dadurch verringert es einerseits Entzugserscheinungen und schwächt andererseits die von Rauchenden geschätzte Wirkung des Nikotins ab. Vareniclin, ein synthetischer Verwandter des Cytisins mit ähnlicher Wirkweise, ist seit 2006 in den USA und Europa zur Rauchentwöhnung zugelassen. Allerdings ist Vareniclin seit Juli 2021 aufgrund von Verunreinigungen einiger Chargen nicht verfügbar.
Der Review umfasst 75 Studien mit 45.049 Teilnehmern, darunter 45 neue Studien, die seit der letzten Fassung des Reviews aus dem Jahr 2007 erschienen sind. Die Evidenz zeigt bei hoher Vertrauenswürdigkeit, dass Vareniclin die Chancen auf einen erfolgreichen Rauchstopp im Vergleich zu Placebo mehr als verdoppelt (41 Studien, 17.395 Teilnehmer). Für Cytisin lässt sich bei moderater Vertrauenswürdigkeit der Evidenz feststellen, dass es wahrscheinlich besser als Placebo wirkt (vier Studien, 4.623 Teilnehmer).
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Vareniclin wirkt zudem laut der Studienlage besser als Bupropion und besser als die Verwendung einer einzigen Form der Nikotinersatztherapie – also nur Nikotinkaugummi oder nur Nikotinpflaster. Ob es auch besser wirkt als der kombinierte Einsatz von Nikotinersatzpräparate, ist unklar.
Für den direkten Vergleich von Vareniclin und Cytisin standen der Arbeitsgruppe zwei Studien mit 2.131 Teilnehmern zur Verfügung. Sie legen nahe, dass es möglicherweise keinen erheblichen Unterschied in der Wirksamkeit der beiden Nikotinrezeptor-Teilagonisten gibt. Hier sehen die Autoren allerdings noch Forschungsbedarf. © hil/aerzteblatt.de

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