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Aidhere: DiGA-Anbieter ist insolvent

Dienstag, 30. Mai 2023

/ipopba, stock.adobe.com

Berlin – Das Hamburger Unternehmen Aidhere hat Insolvenz angemeldet. Es ist bereits der zweite Anbieter von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Grund ist nach Unternehmensangaben die Reduzierung der Erstattungssumme.

Aidhere ist mit der Adipositas-App Zanadio – einer digital angeleitete Therapie, die auf den S3-Leitlinien zur Behandlung von Adipositas basiert – am Markt. Mehr als 30.000 Patienten nutzen nach Angaben des Unter­nehmens die Anwendung, die dauerhaft im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medi­zin­produkte (BfArM) gelistet ist. Ob und wie es damit weitergeht, ist offen.

Seit Mitte vergangenen Jahres verhandelte Aidhere nach eigenen Angaben mit dem GKV-Spitzenverband einen neuen Erstattungsbetrag. Nachdem das scheiterte, hat die zuständige Schiedsstelle eine neue Vergü­tung festgelegt, die laut Unternehmensangaben weniger als die Hälfte der bisherigen Summe beträgt. Im DiGA-Verzeichnis des BfArM ist Zanadio derzeit mit einem Herstellerpreis von 218 Euro gelistet, bei Markt­einführung lag er bei fast 500 Euro.

Auf Aidhere kommen damit erhebliche Rückzahlungen zu, denn der neue Erstattungsbetrag gilt rückwirkend ab Oktober 2021. Das habe dem Unternehmen keine andere Wahl gelassen, als in die Insolvenz zu gehen, teilt es nun mit und erhebt Vorwürfe gegen die Schiedsstelle.

Die habe nämlich „die Entscheidung in dem Wissen getroffen, dass der um mehr als die Hälfte reduzierte Ver­gütungsbetrag und die daraus drohenden Rückzahlungsansprüche für Aidhere wirtschaftlich nicht tragbar sind“, so der Anbieter.

Deshalb seien auch Risikokapitalgeber zuletzt nicht mehr bereit gewesen, die Sanierungsbemühungen mitzu­tragen. Als Insolvenzverwalter habe das Amtsgericht Hamburg den Sanierungsexperten Matthias Wolgast von der Kanzlei Münzel & Böhm berufen.

Aidhere gibt sich dabei noch nicht verloren: In Zusammenarbeit von Insolvenzanwalt und Geschäftsführung seien bereits erste Sanierungsmaßnahmen veranlasst und ein Investorenprozess eingeleitet worden. Aus dem Markt gebe es bereits „erste positive Signale von Interessenten zu den angelaufenen Sanierungsbemühun­gen“.

Ziel sei, das Unternehmen und die Arbeitsplätze der 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen möglichst voll­stän­dig erhalten. Die Geschäftsführung gehe davon aus, dass die Entwicklung des Unternehmens mit einem neuen Investor auch in Zukunft fortgesetzt werden könne.

Für die Patienten ändert sich demnach vorerst nichts. Der Betrieb werde fortgesetzt, die Anwendung sei ohne Einschränkungen verfügbar und bleibe weiter verordnungsfähig.

Bereits vergangenes Jahr war der Anbieter Newsenselab, der die Migrände-App M-Sense anbot, aus dem gleichen Grund in die Insolvenz gerutscht.

Zum Hintergrund: Die Regelung zu – in beide Richtungen geltenden – Ausgleichsansprüchen bei verhandel­ten oder geschiedsten Preisen, die höher oder niedriger als der Preis des Herstellers in den ersten zwölf Monaten nach Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis liegen, wurde in der entsprechenden Rahmenvereinbarung von den Herstellern mitgetragen. © aha/lau/aerzteblatt.de

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