Politik
Fehlende Investitionskosten: Kredite und Zinsen belasten Kliniken zusätzlich
Mittwoch, 31. Mai 2023
Berlin – Die fehlende Investitionskostenfinanzierung der Krankenhäuser durch die Bundesländer belasten die Krankenhäuser nicht nur direkt, sondern auch indirekt. Das zeigt eine Analyse des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des hcb Instituts.
Demnach rechnen RWI und hcb aktuell mit rund 15 Milliarden Euro an Krediten, die die Krankenhäuser aufgenommen haben. Daraus resultiert Schätzungen zufolge eine jährliche Zinsbelastung von mehr als 400 Millionen Euro, wie RWI und hcb dem Deutschen Ärzteblatt mitteilten.
Das Jahresergebnis der Kliniken wäre und würde deutlich besser ausfallen und durch den geringeren Kreditbedarf oder gar Eigenkapitalaufbau nochmals an positiver Dynamik gewinnen, sagte Christian Karagiannidis, Mitglied der Regierungskommission Krankenhaus. Die finanzielle Lage der Kliniken wäre „wohl nur halb so prekär“, wenn die Bundesländer die förderfähigen Investitionskosten in den vergangenen Jahren auch wirklich getätigt hätten, sagte Boris Augurzky vom RWI und ebenfalls Mitglied der Regierungskommission Krankenhaus.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hatte zuletzt im März Zahlen vorgelegt, wonach die Bundesländer weiterhin ihrer Pflicht zur auskömmlichen Investitionskostenfinanzierung der Krankenhäuser nicht nachkommen. Grundlage war die neu erhobene jährliche „Bestandsaufnahme zur Krankenhausplanung und Investitionsfinanzierung in den Bundesländern“.
Dem ermittelten Investitionsbedarf von rund 6,7 Milliarden Euro standen demnach im Jahr 2021 rund 3,3 Milliarden tatsächlich geleistete Zahlungen gegenüber. Im Vorjahr lag das Verhältnis bei rund 6,1 zu 3,2 Milliarden. Für das von starker Inflation geprägte Jahr 2022 erwartet die DKG-Untersuchung einen deutlich gesteigerten Investitionsbedarf von 8,13 Milliarden Euro.
Aus Sicht von Karagiannidis und Augurzky kommt den Bundesländern in der aktuellen Diskussion um die Schieflage der Kliniken eine besondere Bedeutung zu. Darüber hinaus müsse eine zunehmende Zentralisierung im Rahmen der Krankenhausreform auch mit entsprechenden Strukturmitteln von Bund und Ländern und eventuell sogar Krankenkassen wie in der Zeit nach der Wende in Ostdeutschland einhergehen, erläuterte Karagiannidis.
Ein Strukturfonds 3.0 ist für die beiden Experten ein zentraler Schlüssel für eine wirksame Krankenhausreform. „Ein Strukturfonds, der zudem auf Nachhaltigkeit setzt und dem Klimawandel Rechnung trägt, würde den großen Investitionsstau der Kliniken nicht nur auflösen, sondern auch den erheblichen CO2-Footprint der Kliniken verringern“, sagte Karagiannidis. Nur eine Strukturoptimierung könne zu einer nachhaltigen Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser führen, ergänzte Augurzky. © may/EB/aerzteblatt.de

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