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Medizin

Stechmücken: Robert-Koch-Institut warnt vor West-Nil-Virus und möglicherweise noch weiteren Erregern

Freitag, 9. Juni 2023

/naowarat, stock.adobe.com

Berlin – Mit dem Beginn der Stechmückensaison steigt in Deutschland die Gefahr von Erkrankungen, die lange auf südlichere Länder beschränkt waren. Das Robert-Koch-Institut (RKI) rechnet auch in diesem Jahr mit Erkrankungen am West-Nil-Fieber vor allem in einigen Regionen Ostdeutschlands, in denen das Virus mittlerweile endemisch ist.

Auch Erkrankungen an Dengue, Chikungunya und Zika sind laut einem Beitrag im Epidemiologischen Bulletin (2023; 22: 3-7) nicht mehr auszuschließen, seit der Vektor auch nördlich der Alpen beobachtet wird. Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer bei unklaren fiebrigen Erkrankungen mit oder ohne Hautausschlag an die exotischen Erreger denken.

Das West-Nil-Virus (WNV) hat sich seit 2018 in Teilen von Sachsen-Anhalt, Sachsens, Brandenburgs und Berlins festgesetzt. Es zirkuliert dort in den Sommermonaten zwischen Stechmücken und Vögeln. Der Mensch zählt neben den Pferden zu den Fehlwirten, die sich infizieren können, das Virus aber nicht wieder an Stechmücken zurückgeben.

Seit 2019 wurden in den Endemieregionen jedes Jahr WNV-Erkrankungen beim Menschen registriert. Insgesamt waren es 48 Fälle, die nach Einschätzung von Christina Frank und Mitarbeitern vom RKI in Berlin aber nur die Spitze eines Eisbergs sein dürften. Denn die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch oder nur mit leichten Symptomen, so dass viele Patienten keinen Arzt aufsuchen oder dieser keinen Verdacht schöpft.

Allzu groß dürfte die Dunkelziffer allerdings nicht sein. Die Blutspendedienste haben 2020 mit einem Screening begonnen. Im ersten Jahr wurden 17 von 2,1 Mio. Spenden positiv auf WNV getestet, in 2021 waren es nur 2 Fälle unter 2,2 Mio. Blutspenden. Dies passt zu den Meldungen an das RKI. Dort wurden 2020 mehr Fälle als im Jahr zuvor registriert. Im Jahr 2022 kam es dann wieder zu einer leichten Zunahme.

Ärztinnen und Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer bei Personen mit unklaren Enzephalitiden und bei örtlichen Häufungen von Erkrankungen mit Fieber unklaren Ursprungs (mit oder ohne Hautausschlag) an die Möglichkeit einer WNV-Erkrankung denken und eine Diagnostik veranlassen, schreibt Frank. Im Süden und Südosten des Endemiegebiets gibt es zudem Überschneidungen mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME­), die allerdings durch Zecken und nicht durch Stechmücken übertragen wird.

Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren sind bisher in Deutschland nicht autochthon aufgetreten. Der Vektor Ae. albopictus, die asiatische Tigermücke, wird jedoch immer wieder gesichtet. In Deutschland gilt das Oberrheintal als mögliches Ausbreitungsgebiet. Vereinzelt wurden die Mücken aber auch in Bayern, Thüringen und Berlin nachgewiesen. Frank schließt autochthone Chikungunya-­Virus-­Infektionen für Deutschland prinzipiell nicht mehr aus. Auch Dengue­ sei möglich. Ein Warnschuss könnten zwei Erkrankungen an Dengue sein, die im letzten Jahr bei deutschen Urlaubern auf der spanischen Insel Ibiza aufgetreten sind.

Die meisten Infektionen wurden jedoch nach Fernreisen diagnostiziert. In den Jahren 2017 bis 2019 wurden dem RKI jedes Jahr in den Monaten Juli bis September etwa 200 reiseassoziierte Fälle von Dengue­ und jeweils etwa 10 Fälle von Chikungunya­ oder Zika übermittelt. Ärzte sollten deshalb bei Reiserückkehrern bei einem unklaren Fieber (mit oder ohne Hautausschlag) an diese Möglichkeit denken. © rme/aerzteblatt.de

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