Ausland
Weiteres Seenotrettungsschiff in Italien festgesetzt
Mittwoch, 23. August 2023
Salerno – Die italienischen Behörden haben nach Angaben von Sea-Eye das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation festgesetzt und damit das zweite innerhalb weniger Tage. Die italienische Küstenwache ziehe die Sea-Eye 4 für 20 Tage aus dem Verkehr, nachdem die Crew am Wochenende bei drei Einsätzen 114 Menschen im Mittelmeer gerettet hatte, teilte Sea-Eye gestern Abend mit.
Von den Behörden gab es zunächst keine Informationen zu dem Vorgang. Vor der Sea-Eye 4 hatte Rom die Aurora der deutschen Organisation Sea-Watch auf Lampedusa festgesetzt. Als Grund wurde demnach angegeben, dass die Sea-Eye 4 gegen ein neues italienisches Gesetz verstoßen habe.
Es besagt unter anderem, dass nach einem Rettungseinsatz sofort ein Hafen anzusteuern ist, anstatt mehrere Rettungen durchzuführen. „Uns wird erneut vorgeworfen, dass wir mehrere Rettungsoperationen durchgeführt haben.
Hätten wir das nicht getan, wären Menschen ums Leben gekommen“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, laut Mitteilung. Die geretteten Menschen waren zuvor auf Kunststoffbooten zwischen Malta und Kreta unterwegs. Die Behörden wiesen dem Schiff den Hafen von Salerno in Süditalien zu, wo die Sea-Eye 4 nun liegt.
Für die Sea-Eye 4 ist es bereits die zweite Festsetzung im laufenden Jahr. Das neue Gesetz aus Rom wird immer wieder als Grund für die Festsetzung genannt – die zivilen Seenotretter sind der rechten italienischen Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein Dorn im Auge. Seenotretter kritisieren das Gesetz scharf.
Etliche Menschen versuchen immer wieder mit oft seeuntauglichen Booten aus Tunesien und Libyen Italien zu erreichen. Bei den hochgefährlichen Überfahrten kommt es mitunter zu verheerenden Bootsunglücken. Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 105.480 Menschen, die auf dem Seeweg Italien erreichten – und damit mehr als im gesamten vergangenen Jahr. © dpa/aerzteblatt.de

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