Medizin
COVID-19: Neuer Impfstoffbooster schützt auch vor aktuellen Omikron-Varianten
Mittwoch, 30. August 2023
Cambridge/Massachusetts – Der neue Coronaimpfstoff, der Ende September in Deutschland eingeführt werden soll, schützt offenbar auch vor den aktuell zirkulierenden „Variants of Interest“ EG.5 „Eris“ und FL 1.5.1 „Fornax“, die nach derzeitigen Schätzungen das Infektionsgeschehen in der kommenden COVID-19-Welle bestimmen könnten.
Dies geht aus den Zwischenergebnissen einer klinischen Studie hervor, die in medRxiv (2023; DOI: 10.1101/2023.08.22.23293434) vorveröffentlicht wurden. Die beiden anderen Anbieter, Novavax und Biontech/Pfizer, haben ihre Impfstoffe ebenfalls klinisch testen lassen.
Die Impfstoffe, die nach Auskunft des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach ab dem 23. September in den Hausarztpraxen eingetroffen sein sollen, basieren auf der Omikron-Variante XBB.1.5, die im Juni, als die Gesundheitsbehörden in Europa und den USA ihre Entscheidung trafen, dominant waren.
Die beiden Hersteller der mRNA-Impfstoffe, Biontech/Pfizer und Moderna, sowie der Hersteller eines Protein-basierten Impfstoffs, Novavax, haben in den letzten Monaten die neuen Impfstoffe produziert und in klinischen Studien testen lassen.
Der Hersteller Moderna hat vor kurzem die Zwischenergebnisse einer laufenden Phase-2/3-Studie bekanntgegeben. Bereits im April waren 101 Erwachsene entweder mit der monovalenten Vakzine mRNA-1273.815 oder der bivalenten Vakzine mRNA-1273.231 geimpft worden.
mRNA-1273.815 enthält 50 µg der genetischen Information für das Spike-Protein von XBB.1.5. mRNA-1273.231 enthält neben 25 µg XBB.1.5. noch 25 µg der Omikron-Variante BA.4/BA.5, die bereis in dem letztjährigen Booster enthalten waren.
Für die Studienteilnehmer war es die 5. Dosis nach der Grundimmunisierung mit zwei Dosen, einer 3. Dosis des Originalimpfstoffs (von 2021/22) und der 4. Dosis eines bivalenten (Omicron BA.4/BA.5 von 2022/23). Das Alter war mit durchschnittlich 51,6 Jahren (monovalenter Impfstoff) und 48,4 Jahren (bivalenter Impfstoff) niedriger als die vorgesehene Zielgruppe. Die STIKO empfiehlt nach der Basisimmunisierung jährliche Auffrischungen für Personen ab 60 Jahren sowie für Personen ab 6 Monaten mit relevanten Grundkrankheiten sowie für Bewohner in Einrichtungen der Pflege.
Für die meisten Erwachsenen, die bereits vorgeimpft und geboostert sind, dürften die Ergebnisse zum monovalenten Impfstoff interessant sein. Nach den von Spyros Chalkias vom Hersteller Moderna aus Cambridge/Massachusetts vorgestellten Daten hat der Booster die neutralisierenden Antikörper-Titer gegen alle getesteten Varianten signifikant gesteigert. Erfreulich ist, dass der Anstieg gegen die Varianten EG.5 „Eris“ (11-fach) und FL 1.5.1 „Fornax“ (11-fach) sogar tendenziell höher ausfiel als gegen XBB.1.5 (10-fach), XBB.1.6 (9,7-fach) und XBB.2.3.2 (8,6-fach).
Etwas geringer fiel der Anstieg gegen die Varianten BA.4./BA.5 (4,4-fach) aus. Diese Personen hatten jedoch noch hohe Ausgangstiter durch die letzte Boosterung. Erfreulich ist auch, dass der Anstieg bei Patienten mit und ohne frühere Infektion vergleichbar ausfiel.
Für Karl Lauterbach zeigen die Ergebnisse klar, dass der neue Impfstoff besser gegen die neuen Varianten schützen dürfte. Personen über 60 Jahre und Risikopatienten sollten „eine Auffrischung definitiv erwägen“, twitterte Lauterbach auf X.
Auch Novavax und Biontech/Pfizer haben klinischen Tests durchgeführt. Novavax teilte dieser Tage in einer Pressemitteilung mit, dass ihr neuer COVID-Impfstoffkandidat für die Saison 2023/24 eine neutralisierende Wirkung auf die neuen Untervarianten EG.5.1 und XBB.1.16.6 sowie XBB.1.5, XBB.1.16 und XBB.2.3 erzielt habe.
Biontech/Pfizer hat den auf die Omikron XBB.1.5-Sublinie von SARS-CoV-2 zugeschnittene Impfstoff-Booster ebenfalls an Probanden getestet. Laut der aktuellen Pressemitteilung wurde eine verbesserte Immunantwort gegen verschiedene XBB-verwandte Sublinien erzielt, einschließlich XBB.1.5, XBB.1.16, XBB.2.3 und EG.5.1 („Eris“).
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Arzneimittelbehörde hat am 30. August aufgrund der noch nicht publizierten Daten eine Zulassung empfohlen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Ende September drei Impfstoffe zur Boosterung zur Verfügung stehen werden. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

