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Ärzteschaft

Hohe Kostensteigerungen in Arztpraxen

Donnerstag, 31. August 2023

/Antonio, stock.adobe.com

Berlin – Das Wachstum auf der Einnahmen- und Ausgabenseite in den knapp 100.000 Arzt- und Psychothera­piepraxen in Deutschland hat sich zwischen 2018 und 2021 ungefähr die Waage gehalten. Das geht aus einer Vorabinformation des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) her­vor.

Demnach sind die Praxiseinnahmen zwischen 2018 und 2021 um 16,4 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeit­raum sind jedoch auch die Gesamtaufwendungen um 16,2 Prozent angewachsen. Dem Zi zufolge hatte sich das in den vorangegangenen Jahren eher schwache Einnahmenwachstum im Coronafokusjahr 2021 durch singuläre Effekte kurzzeitig etwas verbessert.

So stiegen in diesem Jahr Gesamteinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent an. In den beiden Jahren zuvor betrug das Wachstum lediglich 2,9 beziehungsweise 4,7 Prozent. Laut Zi hätte ohne den Effekt der Coronaimpfkampagne das Einnahmenwachstum auch 2021 in diesem geringen Zuwachskorridor gelegen, nämlich bei 4,2 Prozent.

Auffällig sei auch der sprunghaft gestiegene Wert auf der Ausgabenseite: Dieser lag 2021 im Vergleich zu 2020 bei sieben Prozent. Im Vorjahr waren es nur 3,7 Prozent. Damit hat laut Zi der Kostenanstieg in den Praxen die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 5,1 Prozent zunahmen, um das Dreifache überschritten.

Größter Kostenfaktor für die Praxen sind dem Zi zufolge die Ausgaben für Personal, die 2021 fast 56 Prozent der Gesamtaufwendungen umfassten. Von 2018 bis 2021 nahmen die Personalaufwendungen um mehr als 22 Prozent zu.

Die größten Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung (+42,2 Prozent), bei Material und Labor (+24,1 Prozent) sowie bei der Miete einschließlich Nebenkosten für Praxisräume (+7,3 Prozent). Die Kostenentwicklung der Praxen lag damit systematisch über der allgemeinen Teuerungsrate.

„Dass die Bundesregierung die Leistungen der Praxen während der Pandemie mit der Streichung der Neupa­tientenregelung quittiert und den Praxen dadurch 400 Millionen Euro entzogen hat, wirkt sich bis heute überaus negativ auf die Praxen aus“, betonte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Für 2023 erwartet er zudem stagnierende, wenn nicht gar rückläufige Einnahmen und sprunghaft steigende Personal- und Betriebskosten. „Die Coronasondereffekte aus dem Jahr 2021 sind damit spätestens 2023 wieder vollständig verpufft“, sagte von Stillfried.

Um ein robustes und leistungsfähiges Gesundheitswesen zu erhalten, müssten substanzielle Änderungen angeschoben und die selbständige Tätigkeit in den Praxen gefördert werden. „Fallen die Praxen als Rückgrat der Regelversorgung aus, werden auch die Krankenhäuser diese Lücke nicht füllen können“, machte der Zi- Vorstandsvorsitzende deutlich.

Unterdessen hat das Statistische Bundesamt heute Zahlen vorgelegt zu Einnahmen von Arztpraxen aus Ab­rechnungen für das Jahr 2021. Demnach lag der Anteil von Abrechnungen von gesetzlich Versicherten bei rund 72 Prozent, knapp 25 Prozent kamen aus Privatabrechnungen und fast vier Prozent der Einnahmen aus sonstigen Tätigkeiten.

Die Werte beziehen sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts auf Einzel- und Gemeinschaftspraxen sowie medizinische Versorgungszentren. Bei den ebenfalls gesondert erfassten psychotherapeutischen Praxen lag der Anteil der Kassenabrechnungen mit 90 Prozent höher.

Die durchschnittlichen Einnahmen je Arztpraxis lagen 2021 demnach bei 756.000 Euro bei durchschnittlichen Aufwendungen von 420.000 Euro, was einem Erlös von 336.000 Euro entsprach. Diese Werte sind den Sta­tistikern zufolge aber stark durch Arztpraxen mit sehr hohen Einnahmen und Aufwendungen verzerrt.

Der Erlös ist demnach auch nicht mit dem Gewinn gleichzusetzen, da Zahlungen etwa für die Alters- oder Krankenversicherung der Inhaber abgezogen werden müssen. Zu beachten ist auch, dass in Arztpraxen laut Statistik im Schnitt 9,8 Menschen beschäftigt waren – es also nicht nur um Einzelpraxen geht.

Psychotherapeutische Praxen erzielten laut den Daten einen Reinerlös von durchschnittlich 91.000 Euro. In diesen arbeiteten laut Bundesamt aber im Schnitt auch nur 1,8 Menschen. © hil/sb/dpa/aerzteblatt.de

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