Vermischtes
Mordverdacht: Anklage gegen Kardiologen der Charité erhoben
Montag, 4. September 2023
Berlin – Rund vier Monate nach seiner Verhaftung wegen zweifachen Mordverdachts ist gegen einen Mediziner der Berliner Charité Anklage erhoben worden. Mitangeklagt sei eine Krankenpflegekraft wegen des Verdachts der Beihilfe zum Totschlag bei einer der Taten, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit. Zuvor hatte der Tagesspiegel berichtet.
Konkret wird dem 56 Jahre alten Facharzt für Kardiologie vorgeworfen, in den Jahren 2021 und 2022 je einen Patienten und eine Patientin (beide 73) mit überdosierten Medikamenten getötet haben. Im ersten Fall soll der 56-Jährige laut Mitteilung zunächst vier Krankenpflegerinnen angewiesen haben, eine eigentlich erfolgreiche Reanimation einzustellen.
Außerdem soll er die 39 Jahre alte Mitangeklagte angewiesen haben, dem Patienten eine tödliche Menge eines Sedierungsmittels zu geben. Daran sei dieser jedoch wider Erwarten nicht gestorben. Der Kardiologe soll dem Kranken dann selbst eine weitere, letztlich tödliche Dosis verabreicht haben, wie es hieß.
Im zweiten Fall soll der Mediziner der Patientin ohne medizinischen Grund mehrere Dosen eines Sedierungsmittels gegeben haben. „Er soll dabei nicht nur die Arg- und Wehrlosigkeit seiner Opfer ausgenutzt, sondern sich aus eigensüchtigen Motiven auch angemaßt haben, über den Zeitpunkt des Todes seiner Patienten frei entscheiden zu können und zu dürfen“, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter.
Weitere Patientenakten würden in einem gesonderten Verfahren ausgewertet. Dabei gehe es um die Frage, ob der Kardiologe möglicherweise noch weitere Todesfälle zu verantworten haben könnte. Der Mediziner ist seit 8. Mai in Untersuchungshaft.
Die Charité hatte nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Sommer über ein Whistleblowersystem einen anonymen Hinweis bekommen. Es war als Konsequenz aus einer früheren Mordserie durch eine Krankenpflegerin eingerichtet worden. So kamen die Ermittlungen ins Rollen. © dpa/aerzteblatt.de

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