Medizin
Wie Cannabinoide gegen Entzündungen wirken
Dienstag, 5. September 2023
Jena – Inhaltsstoffe aus der Cannabispflanze können Entzündungen entgegenwirken. Eine internationale Arbeitsgruppe hat jetzt unter Leitung des Instituts für Pharmazie der Universität Jena einen zugrundeliegende Mechanismus für die antiinflammatorische Wirkung beschrieben. Die Forscher berichten darüber im Fachmagazin Cell Chemical Biology (2023, DOI: 10.1016/j.chembiol.2023.08.001).
Die Forschungsgruppe untersuchte zunächst in Zellkulturen, wie verschiedene Cannabinoide auf menschliche Immunzellen wirken, darunter das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) und das in bereits heute in frei erhältlichen Produkten enthaltene Cannabidiol (CBD).
„Es zeigte sich, dass sämtliche untersuchten Substanzen die Bildung von entzündungsfördernden Botenstoffen in den Zellen hemmen und zugleich die Bildung von entzündungsauflösenden Botenstoffen verstärken“, erläuterte Lukas Peltner, Doktorand und Erstautor der Studie.
Insbesondere erwies sich CBD als hochwirksam, welches das Team anschließend hinsichtlich seines Wirkmechanismus‘ genauer untersucht hat. Dabei konnten die Forscher feststellen, dass CBD das Enzym 15-Lipoxygenase-1 aktiviert, was die Produktion von entzündungsauflösenden Botenstoffen auslöst, die im weiteren Verlauf die Entzündung abklingen lassen.
„Damit legt CBD in den betroffenen Zellen quasi einen Schalter um, der das Entzündungsgeschehen von der fördernden zur hemmenden Seite lenkt“, erläuterte Paul Mike Jordan, der die Studie gemeinsam mit Oliver Werz vom Institut für Pharmazie geleitet hat. Diese Ergebnisse in Zellkulturen konnten die Forschenden im Tierexperiment an Mäusen bestätigen.
Die Arbeitsgruppe hofft auf neue therapeutische Strategien zur Behandlung von Entzündungserkrankungen. Bisherige bereits zugelassene Präparate mit Cannabinoiden würden zwar CBD enthalten, „daneben aber auch das psychoaktive THC, was mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen einhergehen kann“, so Jordan. Therapeutika, die ausschließlich CBD enthalten, würden dieses Problem verringern, so die Überlegung.
Die Arbeit erfolgte im Rahmen der Sonderforschungsbereiche „ChemBioSys“ und „PolyTarget“ der Universität Jena und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. © hil/aerzteblatt.de

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