Medizin
Zusätzliche Bestrahlung verbessert Überleben beim Pankreaskarzinom nicht
Donnerstag, 14. September 2023
Hamburg – Mit einer an die Induktionschemotherapie anschließenden Radiotherapie lässt sich bei Patienten mit Pankreaskarzinom das Resektionsergebnis verbessern. Auf das Überleben hat die zusätzliche Bestrahlung aber keinen positiven Effekt. Das zeigt eine bei der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (Viszeralmedizin 2023) in Hamburg präsentierte Studie.
Beim nicht resezierbaren, lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom ist die Chemotherapie die Therapie der Wahl. In der randomisierten Phase-3-Studie CONKO-007 untersuchte eine Arbeitsgruppe um Robert Grützmann von der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, ob es das Outcome der Patienten verbessert, wenn nach der Chemotherapie noch eine Radiochemotherapie durchgeführt wird.
In der multizentrischen Studie erhielten alle Patienten zuerst 3 Monate lang eine Induktionschemotherapie bestehend aus 3 Zyklen Gemcitabin oder 6 Zyklen FOLFIRINOX (Folinsäure, 5-Fluorouracil, Irinotecan, Oxaliplatin).
Nach der Induktionstherapie wurden die Patienten, deren Krebserkrankung nicht fortgeschritten war, randomisiert: In einem Studienarm wurde die Chemotherapie für weitere 3 Monate fortgesetzt, im anderen Studienarm erhielten die Patienten eine Radiochemotherapie (kumulative Strahlendosis 50,4 Gy + Gemcitabin).
Endpunkt R0-Resektion statt Gesamtüberleben
Der primäre Endpunkt der Studie war das Gesamtüberleben ausgehend vom Beginn der Induktionschemotherapie. Geplant war der Einschluss von 830 Patienten und die Randomisierung von 590 Patienten. Aufgrund von Verzögerungen bei der Patientenrekrutierung wurde der primäre Endpunkt geändert zur Rate an R0-Resektionen (histopathologisch kein Tumorgewebe im Resektionsrand nachweisbar).
Von April 2013 bis Februar 2021 wurden an 47 Studienzentren 525 Patienten eingeschlossen. 402 von ihnen erhielten eine Induktionschemotherapie mit FOLFIRINOX und 93 mit Gemcitabin. Nach der Induktionstherapie wurden 159 Patienten ausgeschlossen, bei denen es zu Progression oder Toxizität gekommen war.
Mehr hämatologische Nebenwirkungen unter Radiochemotherapie
336 Patienten konnten randomisiert und median 16 Monate nachbeobachtet werden. Unter der Radiochemotherapie kam es zu signifikant mehr hämatologischen Nebenwirkungen, während sich die nicht hämatologischen Nebenwirkungen zwischen den beiden Studienarmen nicht unterschieden.
Die Raten an R0-Resektionen (69 % vs. 50 %; p=0,042), Resektionen mit zirkumferentiellem Sicherheitsabstand > 1 mm (negativer CRM-Status; 73 % vs. 36 %; p<0,001) und pathologischen Komplettremissionen (pCR; 7 % vs. 0,6 %; p=0,006) waren im Studienarm mit Radiochemotherapie signifikant höher. R1-Resektionen (histopathologisch kleinere Tumoranteile im Resektionsrand nachweisbar) waren im Chemotherapiearm signifikant häufiger.
Das Gesamtüberleben (15 vs. 14 Monate; HR 0,936, 95-%-KI 0,747-1,174, p=0,567) unterschied sich nicht signifikant zwischen den beiden Studienarmen. Aber die 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten zeigten einen 2,7-fachen Überlebensvorteil im Studienarm mit Radiochemotherapie (10,1 vs. 3,8 %).
Besseres Überleben bei R0-Resektion
Die Gesamtüberlebensraten waren aber bei R0-Resektion mit 49,9±5,9 % (2 Jahre) und 27,6±6,0 % (5 Jahre) signifikant höher (p<0,01) als bei R1-Resektion (23,8±9,3 % nach 2 Jahren und 11,9±7,6 % nach 5 Jahren). Die schlechtesten Gesamtüberlebensraten hatten Patienten ohne oder mit unvollständiger Operation (21,6 ± 2,7 % nach 2 Jahren und 0 % nach 5 Jahren).
„Wird nach der Induktionschemotherapie noch eine Radiotherapie durchgeführt, verbessert dies bei Patienten mit Pankreaskarzinom das Resektionsergebnis (R-Status, CRM-Status) und die pCR-Rate, allerdings ohne die Überlebensdaten signifikant zu verbessern“, schlussfolgern Grützmann und seine Kollegen. © nec/aerzteblatt.de

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