Ärzteschaft
Zahnärzte warnen vor Praxissterben in Niedersachsen
Mittwoch, 6. September 2023
Hannover – Die Zahnärzte in Niedersachsen warnen vor einem Praxissterben vor allem in ländlichen Regionen. Schon heute könnten Praxen, deren Inhaberinnen und Inhaber altersbedingt ausscheiden, kaum mehr nachbesetzt werden, sagte der Vizepräsident der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN), Lutz Riefenstahl.
Die aktuelle Spargesetzgebung der Bundesregierung verschärfe die ohnehin schon angespannte Situation, so Riefensthl. Zahlreiche Einzelpraxen stünden durch Preissteigerungen, Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie an der Belastungsgrenze. Patientinnen und Patienten müssten mit längeren Wartezeiten rechnen.
Im Gegensatz zu den Hausärzten gibt es bei den Zahnärzten völlige Niederlassungsfreiheit. „Wir versuchen, in der Fläche überall zahnmedizinisch zu versorgen“, betonte Carsten Vollmer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN). Allerdings liege die Versorgung etwa in Ostfriesland, im Raum Peine oder in Lüchow-Dannenberg teilweise nur noch bei 70 Prozent. Viele junge Kolleginnen und Kollegen arbeiteten lieber als Angestellte mit reduzierter Stundenzahl, als unter den schlechten Bedingungen das Risiko einer Selbstständigkeit einzugehen.
Für kommenden Mittwoch rufen ZKN, KZVN und zwei weitere Berufsorganisationen der Zahnärzte zu einem gemeinsamen Protest in Hannover auf. Aus dem ganzen Land wollen Zahnmediziner mit ihrem Fachpersonal zu der Kundgebung in der Nähe des Landtags in Hannover kommen. Die Organisatoren rechnen mit bis zu 2.000 Protestierenden.
Die Mundgesundheit der Bevölkerung habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, teilten die Verbände weiter mit. Damit sei auch das Risiko für andere Krankheiten wie Diabetes oder Herz- und Lungenerkrankungen gesenkt worden. Nun müsse befürchtet werden, dass es Verschlechterungen gebe.
„Kritisch sehen wir in der derzeitigen Lage die Deckelung der zahnärztlichen Vergütung bei den Parodontitisbehandlungen“, teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium mit. Dieser Schritt der Bundesregierung werde derzeit evaluiert. Sollte diese Deckelung negative Auswirkungen für die Patienten haben, werde Niedersachsen eine Initiative zur Herausnahme der Parodontitis-Therapie aus der Budgetierung auf den Weg bringen. © dpa/aerzteblatt.de

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