Ärzteschaft
Ärzte für flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften
Dienstag, 12. September 2023
Berlin – Alle Schulen sollten über medizinisch ausgebildetes Personal verfügen. Dafür setzen sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) zusammen mit anderen Verbänden ein.
„Lehrkräfte sind zunehmend überfordert. Sie sind für medizinische Themen weder ausgebildet noch zuständig“, erläuterte Andreas Neu, Past Präsident der DDG und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.
Modellprojekte, Erfahrungen anderer Länder und Studien zeigten, dass Schulgesundheitsfachkräfte das Schulsystem, Eltern und Kinder erheblich entlasten.
„Einerseits können sie sich um die einfache medizinische Grundversorgung wie aufgeschlagene Knie oder Nasenbluten kümmern und für Gesundheitsaufklärung sorgen. Andererseits leisten sie einen wertvollen und kompetenten Beitrag für Kinder mit täglichem Unterstützungsbedarf“, führte Neu aus.
Die Verbände kritisieren, dass medizinisch geschultes Fachpersonal im aktuellen Schulsystem nicht finanziert werde. Um mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bedarf von Schulgesundheitsfachkräften zu lenken, starten sie daher rund um den Weltkindertag am 20. September die Onlinekampagne „#InklusionStattAusgrenzung“.
Von medizinisch ausgebildetem Personal an Schulen profitieren besonders Kinder, die durch ihre chronische Erkrankung besondere Hilfestellung im Alltag benötigen. „Bei einem Diabetes Typ 1 muss beispielsweise die Insulindosierung und die körperliche Bewegung exakt aufeinander abgestimmt werden, um gesundheitliche Komplikationen wie eine lebensgefährliche Unterzuckerung zu vermeiden“, erklärte Thomas Kapellen von der AG Pädiatrische Diabetologie der DDG.
Um ihren Kindern den Besuch einer Regelschule zu ermöglichen, springen laut AG häufig die Mütter ein. „Es darf nicht sein, dass eine Diabetesdiagnose insbesondere bei Müttern mit Karriereknick und Armutsrisiko einhergeht. Schulgesundheitsfachkräfte würden dies ändern“, sagte Jens Kröger, Diabetologe und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
An der Kampagne beteiligen sich neben der DGKJ, der DDG und der DGSPJ auch die Verbände diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe, ACHSE, Diabetes-Kids.de und der Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland. 15 Prozent der Kinder leben den Verbänden zufolge mit chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, Allergien oder Diabetes mellitus. © hil/aerzteblatt.de

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