Politik
STIKO: Impfempfehlungen gelten auch für angepassten Coronaimpfstoff
Montag, 18. September 2023
Berlin – Für den neu angepassten Coronaimpfstoff hält die Ständige Impfkommission (STIKO) an ihren bisherigen Impfempfehlungen fest. Bestimmte Risikogruppen sollten sich nach wie vor durch eine Auffrischungsimpfung schützen, teilte das Expertengremium heute mit.
Dazu zählen etwa Menschen ab 60, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten. „Zu Beginn der Impfsaison sollten sehr alte Menschen sowie weitere Personen mit einem relevanten Risiko für schwere Erkrankung bei Infektion vorzugsweise geimpft werden“, hieß es.
Für gesunde Erwachsene gilt weiterhin: Wer zweimal gegen SARS-CoV-2 geimpft sowie geboostert oder infiziert wurde, hat aus STIKO-Sicht eine Basisimmunität aufgebaut und muss erst einmal keinen weiteren Booster einplanen. Auch bei gesunden Minderjährigen bleibt die Ansage gleich – eine routinemäßige Coronaimpfung wird nicht empfohlen.
Neben der Schutzimpfungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat der Bund mit der Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung und auf Präexpositionsprophylaxe gegen COVID-19 (COVID-19-Vorsorgeverordnung) ein zusätzliches Angebot für COVID-19-Schutzimpfungen geschaffen.
Demnach haben Versicherte über die auf der STIKO aufbauende Schutzimpfungsrichtline hinaus einen Anspruch auf COVID-19-Schutzimpfungen, wenn die Verabreichung der Schutzimpfung durch eine Ärztin oder einen Arzt für medizinisch erforderlich gehalten wird, erklärte ein Sprecher des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) auf Nachfrage.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat ältere Menschen und Risikogruppen heute zur Nutzung des nun verfügbaren angepassten Coronaimpfstoffs aufgerufen. „Die COVID-19-Infektion ist keine Erkältung, das ist keine Kleinigkeit für Menschen über 60 oder Menschen mit Risikofaktoren“, sagte er in Berlin, wo er sich selbst eine Auffrischungsimpfung geben ließ. Er empfahl dabei den genannten Gruppen auch gleich eine Impfung gegen Influenza.
Im Herbst werde es wieder „sehr viele Fälle einer Coronainfektion" geben, sagte Lauterbach voraus. Deutschland sei aber durch eine bessere Beobachtung der Infektionslage und eine Grundimmunität in der Bevölkerung „sehr viel besser vorbereitet“. Er glaube deshalb nicht, dass erneut Maßnahmen „im Sinne von Kontaktbeschränkungen“ nötig sein würden.
COVID-19: Labordaten führen zu unterschiedlicher Einschätzung der Variante BA.2.86
Berlin – Die in den vergangenen Wochen überraschend aufgetauchte neue Omikron-Variante BA.2.86, die sich durch mehr als 30 Mutationen von seinem Vorläufer BA.2 unterscheidet, hat weltweit für eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Virologen gesorgt. Die bisherigen Laborergebnisse führen zu unterschiedlichen Bewertungen. Im Sommer war es zu einem deutlichen Rückgang der Infektionen gekommen. Doch jetzt [...]
Der kommissarische Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, sagte, derzeit zirkulierten in Deutschland fast nur Viren der XBB-Sublinien. Es gebe bisher international keine Hinweise, dass diese Varianten mit schwereren Erkrankungsmustern verknüpft wären.
Bei Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion sollte man generell drei bis fünf Tage zu Hause bleiben, riet er heute. Eine Maske helfe dann zum Fremdschutz; das sei besonders wichtig, wenn man trotz Symptomen den Kontakt zu Risikopersonen nicht völlig vermeiden könne. „Und vor allem Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, sollten diese Möglichkeit auch zum Selbstschutz in Betracht ziehen.“
Für die Impfsaison 2023/24 sollen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 14 Millionen Dosen des angepassten Impfstoffs von Biontech/Pfizer zur Verfügung stehen. Ausgeliefert werden sie demnach bis November. Hinzu kommt unter anderem der Coronaimpfstoff von Moderna, der erst am vergangenen Freitag EU-weit zugelassen wurde.
Sowohl der Biontech-Impfstoff als auch der von Moderna sind an die Omikron-Subvariante XBB.1.5 angepasst. Wie andere Viren mutieren auch Coronaviren ständig. Die neuen Varianten bringen ihrerseits zahlreiche Subtypen hervor, die unterschiedlich ansteckend sind.
Seit Anfang 2022 dominieren Omikron-Subvarianten des Coronavirus, die ein erhebliches „Escape“-Potenzial haben. Dass heißt, sie entkommen dadurch besser der Immunantwort, was unter anderem zu Durchbruchsinfektionen auch bei Geimpften führt. Angepasste Impfstoffe bieten da einen besseren Schutz.
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Deutsches Ärzteblatt print
- Atemwegserkrankungen: Herbst bringt nicht nur Corona
- Long COVID: Suche nach mehr Mitteln für die Forschung
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COVID-19- und Influenza-Impfung sind laut Bundesgesundheitsministerium zum gleichen Impftermin möglich und beeinträchtigen sich nicht gegenseitig. Impfungen sind wie beim Grippeschutz bei Niedergelassene, teilweise auch durch Betriebsärzte und Apotheker möglich.
Seit heute sollte ein neu angepasster Impfstoff in den Praxen verfügbar sein. Zunächst gibt es das Präparat für Menschen ab zwölf Jahren. Ab 25. September kann nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der angepasste Impfstoff für Kleinkinder erstmals geliefert werden, ab dem 2. Oktober das Präparat für Kinder zwischen fünf und elf Jahren.
Geimpft werden soll der STIKO zufolge am besten im Herbst, da Atemwegserkrankungen üblicherweise in der kalten Jahreszeit auftreten. Mindestens zwölf Monate sollen in der Regel seit der vergangenen Impfung oder Infektion vergangen sein.
Seit einigen Wochen steigt nach RKI-Angaben die Zahl der bestätigten Coronafälle. In der Woche vom 4. bis 10. September wurden zuletzt 6.776 COVID-19-Fälle gemeldet. Vier Wochen zuvor waren es erst rund 2.500. Die Dunkelziffer liegt allerdings deutlich höher, weil sich viele Menschen bei einer Erkältung nicht testen oder eine Coronainfektion nicht melden. © dpa/afp/may/aerzteblatt.de

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