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Ausland

Suche nach Toten geht in Libyen weiter

Montag, 18. September 2023

Rettungsteams suchen in Darna nach Opfern/picture alliance, dpa, AP, Yousef Murad

Bengasi – In Libyen ist die Verzweiflung eine Woche nach der Sturm- und Dammbruchkatastrophe weiter groß. Zehntausende Menschen warten weiter auf Nachricht über ihre vermissten Angehörigen und auf Hilfe in der Not.

Nach Angaben einer BBC-Reporterin hängt der durchdringende Geruch von verwesenden Leichen über der schwer zerstörten Hafenstadt Darna. Am Strand türmten sich Betonteile, Reifen, Kühlschränke und Autos, die nach den Dammbrüchen mit Wucht ins Meer gespült und dann wieder angeschwemmt wurden.

Aus den Schuttbergen würden immer noch Tote geborgen. Nach Angaben von Taufik al-Schukri, dem Sprecher des Roten Halbmonds, sind aber vorgestern aus eingestürzten Gebäuden auch noch Überlebende geborgen worden. Wie viele, konnte er nicht sagen.

Die Opferzahlen sind auch eine Woche nach der Katastrophe weiter unklar, doch die Nachrichten dazu sind erschütternd. Das UN-Nothilfebüro (OCHA) sprach vorgestern Abend von rund 11.300 Menschen in Darna und weiteren 10.100 Vermissten. Zudem seien 170 Todesfälle aus anderen Regionen im Osten des Landes gemeldet worden.

OCHA bezog sich auf den Roten Halbmond, wie Rotkreuzgesellschaften in muslimischen Ländern oft heißen, aber al-Schukri war skeptisch. Er kenne die Quelle für die Zahlen nicht, sagte er. Offizielle Zahlen kämen ein­zig von den Behörden.

Zwar treffen in dem armen, vom jahrelangen Bürgerkrieg gezeichneten nordafrikanischen Land über den Flug­­hafen Bengasi immer mehr Hilfsgüter ein. Aber von dort ins Katastrophengebiet sind es Hunderte Kilo­meter.

Viele Straßen und Brücken sind zerstört und Konvois mit Hilfsgütern bleiben in kilometerlangen Staus stecken, wie Caroline Holt, globale Einsatzleiterin der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond­gesell­schaften, auf der Plattform X (früher Twitter) berichtete.

Die Verteilung von Essen, Medikamenten, Planen und anderem bleibt schwierig. Helfer dringen nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen darauf, dass die Einsätze besser koordiniert werden.

Die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist durchgekommen. Sie verteilte in Ko­operation mit den Gemeinden in den Orten Shahat und Bayda Babynahrung, Zelte, Generatoren, Decken und Wasser, wie der deutsche Botschafter in Libyen, Michael Ohnmacht, auf X berichtete.

Auch laufe die Aufnahme von Menschen aus Darna in anderen Landes­teilen. Mindestens 35.000 Menschen haben nach Angaben der Weltgesund­heitsorgani­sation (WHO) in Darna ihre Unterkünfte verloren. Laut der WHO wurden bis Ende vergangener Woche rund 4.000 Todesopfer identifiziert und mit Totenscheinen registriert.

Aus Sorge über die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera wies die Regierung in der Hauptstadt Tripolis die Wasserwerke an, Trinkwasser zu verteilen. Sie hat allerdings eigentlich kaum Einfluss im Osten des Lan­des, weil dort eine rivalisierende Regierung die Macht hat. Allerdings haben alle Politiker versprochen, an­gesichts der Notlage ihre Rivalitäten ruhen zu lassen und zusammenzuarbeiten.

Den Einsatzkräften bereiteten nicht nur die mögliche Ausbreitung von Krankheiten Sorge, sondern auch Land­minen und Blindgänger. Bis vorgestern wurden etwa 150 Durchfallerkrankungen gemeldet. Grund sei ver­schmutztes Trinkwasser, sagte der Leiter des Zentrums für Krankheitsbe­kämpfung, Haidar al-Sajih.

Sturm „Daniel“, der schon in Griechenland und anderswo für verheerende Unwetter sorgte, war am vergange­nen Sonntag auf die Küste getroffen. Nach extremen Niederschlägen brachen in der Nacht zu Montag zwei Dämme. Die Wasserflut hat ganze Stadtviertel ins Meer gespült. Darna hatte vor der Katastrophe rund 100.000 Einwohner.

Der libysche Staatsanwalt Al-Sedik al-Sur hat Ermittlungen aufgenommen. Die Dämme sollen Risse gehabt haben, und es soll Geld für die Instand­haltung gegeben haben. Der Staatsanwalt will den Verbleib der Gelder nun klären. © dpa/aerzteblatt.de

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