Ärzteschaft
Ärztestreiks an kommunalen Krankenhäusern vorerst abgewendet
Donnerstag, 26. Januar 2006
Frank Ulrich Montgomery |
Berlin - Die geplanten Ärztestreiks an den kommunalen Krankenhäusern sind vorerst abgewendet. Nach monatelangem Streit um die Arbeitsbedingungen für Klinikärzte vereinbarten die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) und der Ärzteverband Marburger Bund am Donnerstag, Tarifverhandlungen aufzunehmen.
VKA-Präsident Thomas Böhle erteilte allerdings Forderungen der Ärztegewerkschaft nach 30 Prozent mehr Einkommen eine klare Absage. „Wir erwarten, dass der Marburger Bund von dieser realitätsfernen Regelung abrückt“, sagte Böhle nach einer Präsidiumssitzung in Berlin. Marburger Bund-Sprecher Athanasios Drougias betonte, die Ärzte seien für „konstruktive Verhandlungen ohne jede Tabus“ bereit.
Der Marburger Bund fordert von den kommunalen Arbeitgebern schon seit Monaten Tarifverhandlungen für die zehntausenden von Medizinern an den rund 850 kommunalen Krankenhäusern. Abgelehnt wird der neue Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, da er nach Ansicht des MB Einkommensverluste von 25 Prozent mit sich bringe.
Thomas Böhle |
Das VKA-Präsidium beschloss auf seiner Sitzung am 26. Januar, in Gespräche einzutreten. Die Ärztegewerkschaft will einen eigenständigen Tarifvertrag erreichen und fordert neben mehr Gehalt geregeltere Arbeitszeiten und eine vollständige Vergütung der Überstunden.
Böhle sagte, Grundlage der Verhandlungen müsse der neue Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD) sein, der am 1. Oktober 2005 den Bundes-Angestelltentarifvertrag (BAT) abgelöst hat. Die Arbeitgeber seien aber bereit, die Bereitschaftsdienste und Überstunden arztspezifisch zu regeln. Es werde jedoch „keinen eigenständigen arztspezifischen Tarifvertrag“ geben, sagte Böhle. Er verwies auf Studien, wonach die Einkommen der deutschen Klinikärzte international im Mittelfeld liegen. Zugleich forderte die VKA die Ärzteschaft auf, Streiks während der Tarifverhandlungen zu unterlassen. „Wir wollen Tarifgespräche in einer sachlichen vertrauensvollen Atmosphäre.“
Der Vorsitzende des Marburger Bundes begrüßte die Entscheidung. Die Kommunen hätten die richtige Entscheidung gefällt im Sinne der Ärzte, die nicht länger bereit seien, miserable Arbeitsbedingungen, überlange Arbeitszeiten und zu geringe Vergütung zu ertragen, sagte Frank Ulrich Montgomery. In die anstehenden Tarifverhandlungen gehe der Marburger Bund mit den Forderungen nach geregelten Arbeitszeiten und einer deutlichen Erhöhung der Vergütung. „Ziel ist, den Arbeitsplatz Krankenhaus wieder so attraktiv zu gestalten, damit die Ärzteflucht ins Ausland, wo mehr verdient und weniger gearbeitet wird, eingedämmt werden kann“, sagte Montgomery.
Drougias stellte klar, dass es während der Tarifgespräche keine Ärztestreiks geben werde. Solange die Verhandlungen konstruktiv und positiv verlaufen, „wird es auch keine Warnstreiks“ geben, betonte der Sprecher. Die für Februar geplanten bundesweiten Streiks an kommunalen Kliniken wurden abgesagt.
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