Medizin
Meta-Analyse: Akupunktur bei der Kniearthrose ein wirksames Placebo
Mittwoch, 20. Juni 2007
Baltimore – Mehrere klinische Studien haben in den letzten Jahren eine Wirkung der traditionellen chinesischen Akupunktur bei der Kniearthrose gezeigt. Doch ein Meta-Analyse in den Annals of Internal Medicine (2007; 146: 868-877) führt dies jetzt weitgehend auf einen Placebo-Effekt zurück.
Die Experten um Eric Manheimer von der Universität von Maryland in Baltimore, zu der auch Privatdozent Klaus Linde von der TU München gehört, hat die Ergebnisse von 9 randomisierten kontrollierten Studie ausgewertet. In den Studien wurde die Akupunktur mit unterschiedlichen Kontrollgruppen verglichen. In allen Fällen wurde eine Wirkung der Akupunktur dokumentiert.
Der Unterschied zur Kontrollgruppe war am größten, wenn dort eine normale Betreuung (zum Beispiel Verordnung von Schmerzmitteln) angeboten wurde. Etwas geringer war der Unterschied, wenn die Patienten auf eine Warteliste gesetzt und damit auf einen späteren Akupunkturtermin vertröstet wurden. Die geringsten und nach Ansicht von Manheimer klinisch nicht mehr relevanten Vorteile wurden in Studien gefunden, welche die Akupunktur mit einer Scheinakupunktur verglichen hatten.
Dabei spielte es eine Rolle, wie gut sich die Patienten durch die Scheinakupunktur täuschen ließen. Wenn die Patienten klar erkennen konnten, dass die Nadel die Haut nicht penetrierte oder andere von der Nadelung leicht unterscheidbare Impulse ausgelöst wurden, war der Unterschied zur echten Akupunktur am größten, berichtet Manheimer. In einer sogenannten Sensitivitäts-Analyse wurden deshalb zwei Studien mit leicht durchschaubarer Scheinakupunktur ausgeschlossen.
Danach hatten sich die Vorteile der Akupunktur vermindert. Immerhin: Es blieb eine signifikante Linderung der Schmerzen und eine signifikante Besserung der Kniefunktion übrig, die aber nach Einschätzung der Autoren klinisch nicht relevant ist. Die Forscher halten es deshalb für verfrüht, diese Therapie einzuführen und raten die Ergebnisse von drei weiteren Studien abzuwarten, von denen eine abgeschlossen ist und demnächst publiziert werden wird. © rme/aerzteblatt.de

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