Medizin
Adipositas: Magenbypass behebt Typ-II-Diabetes mellitus bei Teenagern
Dienstag, 30. Dezember 2008
Cincinnati – US-Chirurgen führen bariatrische Operationen auch im Jugendalter durch, wenn die extreme Adipositas zu einem Typ-II-Diabetes mellitus geführt hat und eine Diät zwecklos erscheint. Nach einem Erfahrungsbericht in Pediatrics (2009; 123: 214-222) kommt es bei fast allen Patienten zu einer Besserung der Stoffwechselstörungen.
An 5 US-Kliniken erhielten bisher 11 Jugendliche mit einem Body-Mass-Index von 50 kg/m2 (zum Beispiel 162 kg bei 1,80 Körpergröße) einen Roux-en-Y-Magenbypass: Dabei wird der distale Abschnitt des Dünndarms mit einem verkleinerten Magen verbunden.
Die “Stilllegung” von großen Teilen des Magens, des Duodenums und des proximalen Dünndarms führt zu einer raschen Sättigung sowie zu einer Einschränkung der Resorption. Die Patienten nehmen nach der Operation rasch ab und können ihr Gewicht auf einem niedrigen Gewicht stabil halten.
Die Risiken bestehen neben einem Dumping-Syndrom (durch das schnelle Eintreten unverdauter Speisen in den Dünndarm) und in einer Malabsorption (vor allem bei Vitaminen und Kalzium), weshalb die Indikation zu dieser Operation streng gestellt wird.
Die Risiken des Typ-II-Diabetes mellitus rechtfertigen nach Ansicht von US-Chirurgen im Einzelfällen eine Operation, die zehn der elf Patienten vom Typ-II-Diabetes mellitus befreite, wie Thomas Inge vom Cincinnati Children's Hospital berichtet. Nach einem Jahr war der BMI auf 33 gefallen.
Die Jugendlichen waren damit zwar immer noch adipös. Doch die Stoffwechselstörung hatte sich verbessert: Der Nüchternblutzucker war um 41 Prozent gesunken, die Insulinkonzentration im Blut sogar um 81 Prozent gefallen. Der Hämoglobin A1c-Wert hatte sich auf 5,6 Prozent (vormals 7,3 Prozent) normalisiert.
Dabei nahm (bis auf einen) kein Patient mehr Diabetesmedikament ein. Auch die Lipidparameter, der Blutdruck und die Leberwerte besserten sich deutlich, so dass die Forscher hoffen, den Patienten durch die Operation auf Dauer geholfen zu haben (auch wenn die langfristigen Auswirkungen der Operation, etwa auf die Knochenmineralisation) noch offen sind.
In einer Vergleichsgruppe von 67 Adoleszenten, die konservativ behandelt wurden, kam es zu keinerlei Verbesserung, obwohl ihr BMI mit 35 deutlich geringer war als bei den operierten Patienten. Angesichts der fehlenden Langzeitergebnisse aus prospektiven Studien dürfte die aggressive Adipositaschirurgie bei Jugendlichen eine Ausnahme bleiben. © rme/aerzteblatt.de

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