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Medizin

ASS schützt vor kolorektalen Karzinomen bei genetischer Veranlagung für das Lynch-Syndrom

Montag, 21. September 2009

Berlin – Acetylsalicylsäure (ASS) reduziert bei Menschen mit genetischer Disposition für das Lynch-Syndrom, einer Erbkrankheit, die hereditäre kolorektale Karzinome hervorruft, das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Dieser Schutzeffekt entsteht aber erst mit einer gewissen Latenzzeit von einigen Jahren und auch nur, wenn ASS mehr als ein Jahr eingenommen worden ist.

„Nachdem unsere erste Studie zu der Frage, ob Acetylsalicylsäure Träger der typischen Lynch-Syndrom-Mutationen vor kolorektalen Karzinomen schützen kann, nach drei Jahren keinen Unterschied zwischen Placebo- und Behandlungsarm erbracht hatte, waren wir sehr positiv überrascht, nach längerer Beobachtungszeit nun doch einen deutlichen, statistisch signifikanten Unterschied zugunsten der ASS-Therapie zu sehen“, sagte Studienleiter John Burn (University in Newcastle upon Tyne).

Burn stellte die Daten beim größten europäischen Krebskongress vor, der gemeinsamen Tagung der European Cancer Organisation (ECCO) und der European Society of Medical Oncology (ESMO),  in Berlin.

Das hereditäre nicht polypöse, kolorektale Karzinom (HNPCC), nach dem amerikanischen Chirurgen Henry Lynch benannt, entsteht auf der Basis von Mutationen in DNA-Reparaturgenen (zum Beispiel MLH1, MSH2, MSH6). 80 Prozent der Träger solcher Gendefekte erkranken an einem Malignom, 20 Prozent bleiben gesund, geben aber die Disposition an die Nachkommen weiter.

„Das HNPCC macht fünf Prozent aller Darmkrebserkrankungen aus, und allein in Deutschland dürfte es jährlich circa 2000 Neuerkrankungen geben“, sagte Burn zum Deutschen Ärzteblatt.

Ein möglicher Schutz vor Malignomen wird schon seit längerem durch die Einnahme von ASS vermutet. Um die These in Bezug auf das HNPCC zu prüfen, waren 1.071 Probanden mit für das Lynchsyndrom charakteristischen Mutationen aus weltweit 43 Zentren aufgenommen und in einen Behandlungs- oder Placeboarm  randomisiert worden.

Durchschnittlich 29 Monate nach Randomisierung war die Zahl der HNPCC – sie lassen sich histologisch und anhand der Lokalisation von nicht durch das Lynch-Syndrom verursachten CRC unterscheiden – identisch (NEJM 2008; 359: 2567-78).

Die Versuchsanordnung sah jedoch ein Langzeit-Follow-up vor, in das 711 Teilnehmer eingeschlossen werden konnten. Die Probanden nahmen jedoch ASS für maximal vier Jahre ein. In der Follow-up-Studie ergab sich, einsetzend mit dem vierten Jahr nach Randomisierung, ein stetig wachsender Schutzeffekt durch ASS.

Bis zu einer Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren hatte sich das Risiko für ein HNPCC unter ASS im Vergleich zu Placebo nahezu halbiert, und diese Reduktion war hochsignifikant (p = 0,03). „Wir werden jetzt eine Dosisfindungsstudie anschließen, in der wir abnehmende Dosierungen von ASS testen, also 600 mg und weniger“, sagte Burn, zumal die Zahl gastrointestinaler Blutungen sich in beiden Gruppen nicht unterschieden habe – allerdings bei einem geringen Durchschnittsalter von 45 Jahren zum Zeitpunkt der Randomisierung.

Wie ASS seine Schutzwirkung vor Malignomen entfalten könne, sei unklar, sagte Burn. Eine Vermutung sei, dass ASS Krebsstammzellen sensibler mache für Apoptose. © nsi/aerzteblatt.de

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