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Medizin

Handy und Hirntumoren reloaded

Montag, 17. Mai 2010

Barcelona – Die Ansicht, dass Mobiltelefonieren irgendwie der Gesundheit schaden muss, ist nicht zu besiegen. Auch die bisher größte epidemiologische Studie im International Journal of Epidemiology (Online) zum Risiko von Hirntumoren liefert eigentlich keinen Anlass zur Sorge. Doch so leicht lassen sich die Handy-Ängste nicht besiegen.

In der Interphone-Studie wurden unter der Leitung von Elisabeth Cardis vom Forschungszentrum CREAL in Barcelona 2.798 Gliom- und 2.409 Meningeompatienten aus 13 Ländern nach ihren Handy-Gewohnheiten befragt. Ihre Antworten wurden mit denen einer Kontrollgruppe von Personen ohne Hirntumoren verglichen.

Das erste überraschende Ergebnis: Die Tumorpatienten hatten keineswegs häufiger, sondern seltener mobil telefoniert. Die Odds Ratios für Gliom (OR 0,81) und Meningeom (OR 0,79) sprächen eigentlich für eine präventive Wirkung elektromagnetischer Felder. Doch die Evidenz von Fall-Kontroll-Studien ist nicht gerade hoch.

Die Autoren weisen auf die Möglichkeit einer Verzerrung und auf methodologische Einschränkungen hin. Auch Personen, die bereits länger als 10 Jahre ihre Handytarife zahlen, dürfen nicht auf eine Erstattung als präventive Leistung durch die Krankenkassen hoffen. Die präventive Wirkung scheint mit einer Odds Ratio von 0,98 für Gliome und 0,83 für Meningeome ohnehin mit der Zeit nachzulassen.

Für alle Dezilen in der Intensität der Handy-Nutzung waren die Odds Ratios unter 1 (sprich potenziell protektiv), nur für die absoluten Vieltelefonierer (Lebenszeitgesprächsdauer: 1.640 Stunden oder mehr) ermittelt Cardis ein erhöhtes Risiko: Das Gliomrisiko war um 40 Prozent (bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 3 bis 89 Prozent sogar signifikant) und das Gliomrisiko um 15 Prozent (nicht signifikant) erhöht. Meningeome sind gutartig. Handytelefonierer müssen also nicht befürchten, früher zu sterben.
 

Die Autoren halten auch das erhöhte Meningeomeomrisiko der Vieltelefonierer nicht für plausibel – was Skeptiker nicht überzeugen wird. Sie dürften die Unabhängigkeit der Studie anzweifeln. Denn 5,5 der insgesamt 19,2 Millionen Euro, die die Studie der International Agency for Research on Cancer (IARC) gekostet hat, kamen von den Handy-Herstellern.

Aber es gibt Hoffnung. Das IARC bekundete bereits Interesse an weiteren Studien. Und in Großbritannien wurde kürzlich der Beginn der Cohort Study on Mobile Communications (Cosmos) angekündigt, die eine Kohorte von mehr als 250.000 Personen begleiten soll.

© rme/aerzteblatt.de

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