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Medizin

ADHS: Oft Ritalin statt Erziehung

Mittwoch, 2. Juni 2010

Stockholm – An einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (AHDS) leiden bevorzugt Kinder aus sogenannten schwierigen Familienverhältnissen. Schwedische Public Health-Forscher führen in Acta Paediatrica (2010; 99: 920-924) die Hälfte aller Erkrankungen auf ein niedriges Bildungsniveau der Mutter und auf Alleinerziehende zurück.

Die bei der Geburt allen Schweden zugeordnete zehnstellige Identifikationsnummer erlaubt es Anders Hjern vom Centre for Health Equity Studies (CHESS) in Stockholm und Mitarbeitern die Verordnungen von Ritalin (oder anderer AHDS-Medikament) mit anderen Personenregistern des Landes abzugleichen.

Dabei stellten sie nicht nur fest, dass Jungen dreimal häufiger als Mädchen (so stark) erkrankten (dass der Arzt ihnen die Medikamente verschrieb). Es gab auch eine Assoziation zu sozioökonomischen Faktoren. Mütter mit der geringsten Schulbildung hatten zu 130 Prozent häufiger ein Kind mit ADHS als besser ausgebildete Mütter.

Kinder von Alleinerziehenden bekamen die Medikamente zu 54 Prozent häufiger verordnet als Kinder, die zusammen mit beiden Elternteilen wohnen. Die Tatsache, dass die Familien Sozialhilfe erhielten, erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer AHDS-Medikation um 135 Prozent.
 

Nach den Berechnungen der Forscher erklärt ein niedriges Bildungsniveau der Mutter 33 Prozent aller Erkrankungen. Weitere 14 Prozent konnten auf den Faktor alleinerziehendes Elternteil zurückgeführt werden. Die sozioökonomischen Faktoren waren für Jungen und Mädchen in etwa von gleicher Bedeutung.

Mütter mit geringer Bildung sind oft auch in anderen Bereichen sozial benachteiligt, schreiben die Autoren: Es gebe mehr Stressfaktoren und die Kinder seien häufiger schwer erziehbar. Alleinerziehenden fehle es häufig an Zeit, Geld und sozialer Unterstützung. Hinzu kämen nicht selten Familienkonflikte durch Trennung und Scheidung sowie die Abwesenheit eines Elternteils. © rme/aerzteblatt.de

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