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Politik

Priorisierung im Gesundheitswesen: Die katholische Kirche will mitdiskutieren

Freitag, 4. Juni 2010

Bonn/Heidelberg – Die katholische Kirche ist bereit, sich an einer gesellschaftlichen Debatte über Konsequenzen aus knapper werdenden finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen zu beteiligen. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gegenüber der in Heidelberg erscheinenden Fachzeitschrift „Der Kassenarzt“ (Juni-Ausgabe). Er forderte einen „von allen Verantwortlichen getragenen Diskurs“ über dieses Thema.

„Wenn die Solidargemeinschaft angesichts knapper werdender Ressourcen individuell nicht tragbare Leistungen garantieren soll, sind Eingrenzungen unumgänglich“, so Zollitsch. Weder das Gesundheitssystem, noch die Leistungsfähigkeit des Einzelnen dürften überfordert werden. Damit es „nicht zu einer bloß faktischen Rationierung“ komme, sei eine reflektierte Bestimmung des Leistungsspektrums und Leistungsumfangs notwendig.

Ärzte und Patienten“, so der Freiburger Erzbischof weiter, „bedürfen daher klarer Entscheidungshilfen und Abwägungsparameter.“ Angesichts des wachsenden medizinisch-technischen Fortschritts stellten sich nicht nur Fragen nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis, sondern auch ethische Grenzfragen.

Die katholische Kirche ist nach Zollitschs Äußerungen bereit, „sich an dieser gesellschaftlichen Debatte zu beteiligen und ihr Wissen einzubringen.“ Ob dafür ein eigenes Gremium, wie ein von der Bundesärztekammer vorgeschlagener „Gesundheitsrat“ notwendig ist oder man „bestehende Institutionen in diesem Sinne weiterentwickelt“, müsse sorgfältig erwogen werden.

Die Bundesärztekammer fordert einen Gesundheitsrat, in dem gesellschaftlich relevante Gruppen über die Priorisierung von Leistungen im Gesundheitswesen diskutieren und die Politik entsprechend beraten sollen. Solche Vorschläge stoßen bei den Regierungsparteien im Bundestag jedoch auf Ablehnung. Erst im Mai hatten Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, solche Überlegungen zurückgewiesen. © EB/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #94352
polmu
am Montag, 7. Juni 2010, 11:46

Grosse Chance???

Wer halbwegs mit 2 Beinen im Leben steht, weiß, daß gerade diese Bevölkerungsgruppe mit ihren Alkoholproblemen wenig bis keine Beziehung zur Kirche hat bzw. umgekehrt.
Avatar #101118
Kontrabass
am Samstag, 5. Juni 2010, 07:57

Grosse Chance

Die katholische Kirche hätte hier eine grosse Chance, ihr Image aufzubessern, wenn sie sich in diesem Gremium für eine Reduzierung der grossen Alkoholschäden einsetzen würde. Das wäre ein wirklich effizienter Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten. Vor allem könnte sie dabei an die über eine Million Kinder denken, die in alkoholbelasteten Familien aufwachsen müssen und stark verschlechterte Lebenschancen haben. Das wäre eine sehr sinnvolle Wiedergutmachung.
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