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Medizin

Rotwein gegen die Retinopathie

Freitag, 25. Juni 2010

St. Louis – Resveratrol, ein in Rotwein, aber auch in Himbeeren, Maulbeeren, Pflaumen und Erdnüssen vorhandenes Molekül, verhindert bei Mäusen die pathologische Bildung von Blutgefäßen, die bei der diabetischen Retinopathie und der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zur Erblindung führt.

Resveratrol ist vor allem in der Schale von Früchten vorhanden. Es gehört zu den Phytoalexinen. Das sind antimikrobielle chemische Verbindungen, mit denen sich Pflanzen vor der Infektion mit Bakterien oder Pilzen schützen.

Seit ein paar Jahren wird Resveratrol eine Reihe von protektiven Wirkung zugeschrieben. Es soll beispielsweise die Atherosklerose verlangsamen und die Folgen des Übergewichts auf die Gesundheit abschwächen. Durch randomisierte Studien ist dies allerdings nicht belegt.

Der Ophthalomologe Rajendra Apte von der Washington University School of Medicine in St. Louis führt die protektive Wirkung auf die Antiangiogenese zurück, die er jetzt durch tierexperimentelle Studien im American Journal of Pathology (2010; doi: 10.2353/ajpath.2010.090836) belegt.
 

Er führte seine Experimente an Mäusen durch, die an einer AMD erkranken. Resveratrol war hier in der Lage die Erkrankung zu verhindern. Bei erkrankten Tieren kam es sogar zu einer Rückbildung der pathologischen Blutgefäße. Apte hebt allerdings Unterschiede zwischen dem Mäusemodell der AMD und der Erkrankung beim Menschen hervor.

Die Tiere wurden außerdem mit relativ hohen Dosierungen behandelt, die mehreren Flaschen Rotwein am Tag entsprechen würden und auch mit anderen Nahrungsmitteln nicht zu erzielen seien. Resveratrol könnte aber auch oral verabreicht werden.

Wenn es beim Menschen wirksam wäre, könnte es eine Alternative zur intraokularen Injektion mit Angiogenesehemmern wie Lucentis (oder Avastin) sein, glaubt Apte. Weitere potenzielle Einsatzgebiete wären die diabetische Retinopathie oder auch die Frühgeborenen-Retinopathie.

Die US-Firma Sirtris, die ein klinisches Entwicklungsprogramm zu Resveratrol betreibt, kann bisher keine Erfolge vorweisen. Die Forscher dort glauben, dass Resveratrol seine Wirkung über die Aktivierung von Sirtuinen erzielt.

Sirtuine greifen in den Energiestoffwechsel ein, sie sollen eine Apoptose verhindern und werden deshalb auch als “Anti-Ageing”-Wirkstoffe diskutiert. Apte kommt aufgrund seiner Experimente dagegen zu dem Ergebnis, dass die anti-angiogenetische Wirkung über einen neuen Sirtuin-unabhängigen Stoffwechselweg zustande kommt. Ob sich daraus neue Ansätze für die Entwicklung antiangiogenetischer Medikamente ergeben, bleibt abzuwarten. © rme/aerzteblatt.de

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