Medizin
Veränderter Blutfluss im Gehirn bei Schizophrenie
Freitag, 2. Juli 2010
Bonn – Menschen, die an Schizophrenie leiden, zeigen im Vergleich zu Gesunden, eine verminderte Durchblutung des Frontallappens, in Kleinhirn und Thalamus hingegen eine erhöhte Durchblutung.
Forschern um Lukas Scheef von der radiologischen Klinik der Universität Bonn ist es gelungen, diese Blutflussmuster mit einem neuen Verfahren sichtbar zu machen. Ihre Ergebnisse publizieren sie in der Zeitschrift Radiology (doi: 10.1148/radiol.10091224).
Schizophrenie tritt weltweit bei etwa 45 Millionen Menschen auf und ist somit die dritthäufigste psychische Erkrankung. Die Betroffenen hören oftmals Stimmen, leiden unter Verfolgungs- oder Größenwahn, Zwangshandlungen und schweren Depressionen.
Der genaue pathologische Mechanismus der Erkrankung ist bislang noch nicht vollständig entschlüsselt. Die Gehirnareale, die typischerweise betroffen sind, ließen sich bislang nur mit Hilfe von nuklearmedizinischen Techniken mit radioaktiven Substanzen, wie der Einzelphotonen-Emissions-Tomographie (SPECT) und der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) darstellen. Aufgrund der hohen Strahlenbelastung können diese Untersuchungen nicht beliebig oft wiederholt werden.
Die Bonner Forscher haben in ihrer Studie nun eine schonendere Technik angewendet, um den Blutfluss im Gehirn schizophrener Patienten zu messen. Ihre Methode nennt sich Continuous Arterial Spin Labeling (CASL) und ist eine spezielle Form der Magnetresonanz-Tomographie.
Bei dieser Untersuchung wird das arterielle Blut im Halsbereich des Patienten durch ein Hochfrequenzsignal magnetisch markiert, bevor es einen bestimmten Abschnitt des Gehirns erreicht.
Nachdem sich das markierte Blut im Gehirn verteilt hat, wird ein Bild aufgenommen. Durch Subtraktion zweier Bilder, davon eines mit markiertem Blut und eines ohne Markierung, lässt sich die Blutversorgung in jeder beliebigen Region des Gehirns berechnen.
Die Wissenschaftler verglichen auf diese Weise den Blutfluss im Gehirn von 11 Schizophrenie-Patienten mit dem bei 25 gesunden Kontrollpersonen. Das Ergebnis zeigte bei den Schizophrenie-Patienten eine stärkere Durchblutung im Kleinhirn, Hirnstamm und Thalamus und einen geringeren Blutfluss in Teilen des Frontalhirns.
Diese Regionen übernehmen eine Vielzahl kognitiver Funktionen, wie Entscheidungsfindung, Planung, Urteilsvermögen und Impulskontrolle. Die Ergebnisse der CASL stimmten mit denen von SPECT und PET überein. Die CASL könne somit in Zukunft als diagnostisches Verfahren von Nutzen sein, so die Wissenschaftler.
© rme/aerzteblatt.de

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