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Medizin

Postpartale Depression: Gewalttätige Partner als Ursache

Montag, 13. September 2010

Recife – Nicht nur rohe körperliche Gewalt, sondern mehr noch Erlebnisse seelischer Demütigungen und Drohungen während der Schwangerschaft waren in einer prospektiven Kohortenstudie im Lancet (2010; 376: 903-910) mit einer postpartalen Depression assoziiert.

Gewalt in der Ehe ist häufiger als vielfach angenommen. Auch eine Schwangerschaft schützt viele Frauen nicht vor seelischen und körperlichen Grausamkeiten ihrer Lebenspartner. In Recife, einer Hafenstadt im Nordosten Brasiliens, gaben 12 Prozent der Schwangeren, die Ana Bernarda Ludermir und Mitarbeiter von der dortigen Universidade Federal de Pernambuco befragt hat, an, von ihrem Lebenspartner geschlagen oder getreten worden zu sein oder sonstigen Formen körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein.

Fast 6 Prozent waren in der Schwangerschaft Opfer sexueller Gewalt. Sehr viel häufiger waren seelische Qualen: 28 Prozent der 1.133 befragten Schwangeren im dritten Trimenon sagten, sie seien beleidigt, gedemütigt oder bedroht worden.

Nach der Geburt ihres Kindes füllten die Frauen den Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale-Fragebogen aus. Eine postpartale Depression wurde bei 53 Prozent aller Frauen diagnostiziert, die Opfer partnerschaftlicher Gewalt gewesen waren, während die Prävalenz in gewaltfreien Partnerbeziehungen bei 18 Prozent lag.
 

Frauen, die körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren, erkrankten 3,28-fach häufiger an einer postpartalen Depression. Seelische Gewalt erhöhte das Risiko um den Faktor 2,29. Obwohl viele Frauen noch andere Risikofaktoren für eine postpartale Depression (mentale Störungen, fehlende soziale Netzwerke und anderes) aufwiesen, schätzt die Forscherin, dass 10 Prozent der Erkrankungen gewalttätigen Beziehungspartnern zugeordnet werden können, wobei der Einfluss seelischer Gewalt eher noch überwiege.

Die Editorialistin Rachel Jewkes vom Gender and Health Research Unit des Medical Research Council im südafrikanischen Pretoria kritisiert, dass emotionale Misshandlungen von vielen Screening-Empfehlungen wie jenen des American Congress of Obstetricians and Gynecologists derzeit noch nicht erfasst würden (Lancet 2010; 376: 851-852).

© rme/aerzteblatt.de

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