Medizin
Arthrose: Chondroitin und Glucosamin unwirksam
Freitag, 17. September 2010
Bern – Die Einnahme von Glucosamin und Chondroitin oder einer Kombination der beiden populären Nahrungsergänzungsmittel schadet zwar nicht. Eine therapeutische Wirkung ist einer Meta-Analyse im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2010; 341:c4675) zufolge aber auch nicht zu erwarten.
Anders als bei der rheumatoiden Arthritis, bei der die Gelenkzerstörung heute durch Medikamente weitgehend verhindert werden kann, gibt es für die Osteoarthritis (Arthrose) keine krankheitsmodifizierenden Medikamente.
Diese therapeutische Lücke gepaart mit dem hohen Leidensdruck der Patienten erklärt vermutlich die hohe Beliebtheit von sogenannten Chondroprotektiva. Weltweit sollen 2 Milliarden US-Dollar mit den beiden Substanzen umgesetzt werden. Die Verkaufszahlen sind seit 2003 sogar um 60 Prozent gestiegen, berichtet Peter Jüni vom Institut für Sozial und Präventivmedizin an der Universität Bern.
Eine Wirkung der beiden Mittel wäre durchaus plausibel. Chondroitinsulfat ist ein natürlicherweise von Chondroblasten gebildetes Makromolekül, das die Widerstandsfähigkeit des Knorpels stärkt. Das Glukosederivat Glucosamin ist ein wichtiger Baustein des Knorpelgewebes.
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Das bedeutet aber nicht, dass die beiden Substanzen bei oraler Einnahme auch tatsächlich die Gelenke erreichen, dort eingebaut werden und den schadhaften Knorpel ausbessern, dessen Fähigkeit zur Regeneration von Experten als äußerst gering bis nicht möglich eingestuft wird.
Die Ergebnisse klinischer Studien waren widersprüchlich, schreibt Jüni, der nur zehn Studien mit 3.803 Patienten mit Arthrose der Hüft- oder Kniegelenke fand, die den heutigen Qualitätsansprüchen an Randomisierung, Verblindung und Auswertung der Daten genügen.
Unter dem Strich kann Jüni weder in den Schmerzangaben der Patienten, noch in den radiologischen Befunden eine positive Wirkung erkennen. Teil der Popularität der beiden Mittel dürfte in der guten Verträglichkeit zu finden sein, die sich nicht wesentlich von Placebo unterschied. Dies allein ist nach Ansicht von Jüni jedoch nicht ausreichend für eine ärztliche Verordnung auf Kosten der Krankenkassen. © rme/aerzteblatt.de

hyaluron als nahrungsergänzung

Glucosamine
Der Orthopäte bei dem ich deshalb war wollte nur operieren eine alternative nannte er mir keine. Anscheinend geht es nur noch ums verdienen und nicht um Gesundheit.

Schildbürgerlogik, die staunen lässt!
Gemeint ist die Behauptung, dass die Kombinationen aus Glucosamin und Chondroitin nicht wirksam sei, da diese Stoffe nicht wissen, wo sie im Körper benötigt werden.
-> Was ich mich hierbei nur noch frage ist, ob der Aufsteller dieser Aussage tatsächlich mit solch einer schildbürgerlichen Logik gestraft ist, oder ob jener einfach über die Bauernschläue verfügt und diese Aussage tätigt, um andere Schildbürger schließlich von seiner Behauptung zu überzeugen? ->
Nur eine rhetorische Frage, welche sich jeder selbst beantworten sollte.
Und tatsächlich, ist es so, dass diese Stoffe nicht wissen, wo sie denn benötigt werden. Nein; das ist auch nicht die Aufgabe dieser Stoffe.
Um mal einen Vergleich anzustellen; es gibt inzwischen sogar schon Personen, welche behaupten, dass die Aufnahme von Protein in keiner Weise Aufbau und Regeneration von Muskelmasse fördert. -> Denn das Protein weiß ja schließlich nicht, wo es benötigt wird. Einfach genial!
Um diesen Unsinn mal auszuräumen:
Nicht die aufzunehmenden Stoffe wissen, wo sie gebraucht werden, sondern die Bereiche im Körper, welche sie benötigen, bedienen sich dieser!
Ich nehme den Stoff oral ein und er landet im Verdauungstrakt.
Auf leerem Magen ist die Resorption in der Regel am höchsten.
Die Stoffe gehen ins Blut über und werden über das Blutkreislaufsystem durch den ganzen Körper gepumpt.
Bereiche mit einem erhöhten Bedarf nehmen diese Stoffe selbstverständlich besser auf, als andere.
Z.Bsp: Ein gut versorgter und ungeschädigter Brustmuskel KANN NICHT soviel Protein aufnehmen, wie der gerade erst bis zum Muskelversagen trainierte Quadrizeps (vordere Oberschenkelmuskulatur).
Bei Gelenken und dem Bindegewebe ist es nichts anderes. Liegt Bedarf vor, wird auch mehr aufgenommen. In Bereichen, wo der Bedarf gering ist und somit eine ausreichende Sättigung vorliegt, kann auch nicht soviel aufgenommen werden, was im Rückschluss wiederum heißt, dass mehr für die Bereiche mit erhöhtem Bedarf über bleibt.
Am Ende des Tages ist es doch so, dass jeder noch so kleine Teil im Körper seine Versorgung von unterschiedlichsten Nährstoffen benötigt. Wenn Krankheit oder Verletzung vorliegt, sogar noch mehr als sonst.
Würde das nicht funktionieren, würde es uns nicht geben...
Ich selbst konnte meine Knieschmerzen damit komplett bezwingen. Wenn mir nun gesagt wird, dass ich mir das nur einbilde, finde ich das ziemlich frech.
Ich werde nun die Dosis langsam reduzieren, um in Erfahrung zu bringen, wie viel ich benötige, um weiteren Schmerzen vorzubeugen.

Chondroitinsulfat: wirksam und gut verträglich
In der Regel werden Metaanalyse dazu verwendet um allgemeingültige Aussagen über zB eine streitbare Therapie zu treffen. Methoden dazu gibt es verschiedene, jedoch sollten bei solchen Analysen möglichst alle Studien berücksichtigt werden, sowohl die positiven als auch die negativen Resultate. So durchgeführte Metaanalysen helfen dann den Arzt in der Entscheidung bei der Wahl der Therapie. Resultate von Metaanalysen schlagen sich in den Richtlinien für die Behandlung einzelner Therapien nieder. Dem Chondroitinsulfat attestieren die meisten wichtigen Europäischen Behandlungsempfehlungen (wie beispielsweise die EULAR Richtlinien (European League Against Rheumatism) eine hohe Wirksamkeit mit einem Effect Size von 0.75 und zugleich sehr guter Verträglichkeit. Zum Vergleich schneiden die oralen Antirheumatika mit einem Effect Size von 0.4 doch schlechter ab, bei bekannter Toxizität. So gesehen stehen die Resultate von der Gruppe Jüni aus Bern ziemlich quer in der internationalen Wissenschaft.
Wie kann es sein, dass namhafte international bekannte Kliniker, welche an der Erarbeitung der Behandlungsempfehlungen gearbeitet haben, sich so schwer getäuscht haben? In der Tat, das kann nicht sein.
Zu suchen ist die Ursache der diametral entgegengesetzen Schlussfolgerung der Jüni Metaanalyse in dem angewendeten, wohl eher fragwürdigen, Selektionsverfahren der in der Metaanalyse berücksichtigten Studien. Durch eine negative Selektion, also der Wahl von negativ Studien kann man solche Resultate "produzieren" und derartige Schlussfolgerungen publizieren. Das Bild über die Wirksamkeit von Chondroitinsulfat wird dabei für den Kliniker und noch weniger für den Patienten klarer. Hilfreich sind solche Studien bestimmt nicht, ausser für den der sie produziert hat.
Zur Plausibilität der Wirkung von Chondroitinsulfat nur soviel: Das Molekül wird nachgewiesenermassen, im Darm aufgenommen, über das Blut verteilt und insbesondere in bindegewebe-affinen Strukturen akkumuliert (vor allem in den Gelenken). Es ist auch nachgewiesen, dass, durch die orale Einnahme von Chondroitinsulfat, nach bereits 10-15 Tagen, sich die Zusammensetzung der Synovialflüssigkeit (die Konzentration an Hyaluronsäure und deren Molekulargewicht nehmen zu) in den Gelenken signifikant verändert. Was soll man da noch mehr an Beweisen produzieren, welche die Plausibilität der Wirkung von Chondroitinsulfat im Gelenk nachweisen soll?
Man kann davon ausgehen, dass die Veränderungen in der Synovialflüssigkeit, bestimmt eine der möglichen Erklärungen sein könnte, weshalb nach Einnahme des Chondroitinsulfates nach mehreren Wochen die Schmerzen zurückgehen. Durch Wiederherstellung einer funktionsfähigen Synovialflüssigkeit, dürften also womöglich teilweise die in den klinischen Studien beobachteten Reduktionen der Schmerzen erklärt werden.
Dass dies nicht, wie im obenstehenden Artikel angedeutet, die Folge der Einbildung der Patienten ist, weisen unzweideutig die vielen klinischen randomisierten, doppelblind und Placebo kontrollierten Studien an Patienten, welche tatsächlich an Arthrose leiden und mit Chondroitinsulfat erfolgreich behandelt worden sind.

Es kommt auf die Bioverfügbarkeit des verwendeten Präparates an
Natürlich wissen die Moleküle nicht, wo sie gerade benötigt werden, und nur ein kleiner Teil des Präparates kommt tatsächlich in den Gelenken an, Dank ausreichend guter Bioverfügbarkeit scheint er aber groß genug zu sein, um wirksam zu werden.
Meine Frau glaubte übrigens erst an die Wirkung, als sie schon 2 Wochen nach der ersten Einnahme wieder einigermaßen mehrere Kilometer im Flachland laufen konnte, sogar ohne ihre zuvor immer verteufelten Wanderstöcke, die sie im ersten Hochgebirgsurlaub etwa 3 Monate nach der ersten Arthroleinnahme allerdings noch benutzte. Im zweiten Hochgebirgsurlaub aber, wie die Jahre zuvor auch schon, als sich die Arthrose langsam anbahnte und ich sie wegen ihres immer deutlicher werdenden Schongangs mahnte, ließ sie selbige im Kofferraum unseres Autos, dort fahren sie seitdem ungenutzt mit. Sie mag sie einfach nicht und schätzte sie nur, als selbst ein kurzer Spaziergang über wenige hundert Meter im Flachland nicht anders denkbar war.
Nein, ein Placebo-Effekt war das bei meiner Frau sicher nicht, denn sie nahm Arthrol nur ein, um mir dann sagen zu können, dass es nicht wirkt und sie die Wirksamkeit ja schon immer bezweifelt hätte, so wie auch der Orthopäde, und auch ich wie andere, denen ich das Präparat empfahl, waren eher skeptisch bis abwartend. Ohne die Literaturdurchsicht und die kritische Betrachtung der Präpateeigenschaften hätte auch ich die Finger davon gelassen.

Nicht nur @Alternativmed
Wer dann zweimal Urlaub im Hochgebirge mit Bergtouren auf über 3000m Höhe schafft, hat definitiv nie eine echte Arthrose/Arthritis gehabt, sondern nur einen schlechten Orthopäden. Wohlgemerkt, es ging hier nicht um indikationsgerechte, spezifische Injektionstherapien bei Gelenkerkrankungen.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Wenn Politik den Sparwahn antreibt..

Ohne Wirkung wären die Präparate nicht so beliebt

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