Medizin
Malaria kommt von den Gorillas
Donnerstag, 23. September 2010
Birmingham– Plasmodium falciparum, der Erreger der lebensgefährlichen Malaria tropica, ist vermutlich vom Gorilla auf den Menschen übergesprungen, berichten Forscher in Nature (2010; 467: 420-425).
Genetiker sind seit längerem davon überzeugt, dass die Vorfahren des Malariaerreger P. falciparum, ähnlich wie die des Immunschwächevirus HIV bei den Menschenaffen zu suchen sind. Zwei frühere Studien hatten die Schimpansen, eine dritte Bonobos als frühere Wirte ausgemacht.
Diese Studien waren jedoch an einer kleinen Zahl von Tieren durchgeführt worden, die in Gefangenschaft gehalten wurden. Die Gruppe um Beatrice Hahn von der Universität von Alabama in Birmingham (UAB) hat sich dagegen in die Urwälder Afrikas begeben, und in 2.700 Exkrementen aus 57 unterschiedlichen Gegenden nach den Genen der Malaria-Erregern gesucht.
Dabei stellte sich heraus, dass die Hälfte der Menschenaffen mit Plasmodien infiziert sind, die sich aber von den Malaria-Erregern des Menschen deutlich unterschieden – mit einer Ausnahme. In den Exkrementen der westlichen Gorillas (Gorilla gorilla), die heute in der Nähe des Golfes von Guinea verbreitet sind, fand sich eine Plasmodium-Variante mit einer so großen genetischen Übereinstimmung mit P. falciparum, dass die Forscher überzeugt sind, den Vorfahren des Malaria-Erregers gefunden zu haben.
Wann sich der Sprung über die Speziesgrenze ereignet hat, ist unklar. Es könnten 5.000, vielleicht aber auch 300.000 Jahre sein, meint UAB-Wissenschaftler George Shaw, der an der Studie beteiligt war. Wann auch immer die Malaria auf den Menschen übertrat, die Konsequenzen für die Bevölkerung in den Tropen waren verheerend.
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Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind 250 bis 500 Millionen Menschen an der Malaria erkrankt, jedes Jahr sterben mehr als eine Million Menschen, die meisten davon sind Kinder.
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