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Medizin

Morbide Adipositas: Diäten mit mäßigem Erfolg

Montag, 11. Oktober 2010

La Jolla/Pittsburgh – Gibt es für Patienten mit morbider Adipositas eine Alternative zur bariatrischen Operation? Zwei kontrollierte Studien im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA) zeigen, was durch eine sogenannte Lebensstilintervention möglich ist.

Die 130 Teilnehmer der Studie, über die Bret Goodpaster von der Universität Pittsburgh und Mitarbeiter berichten, brachten zu Beginn im Durchschnitt etwa 120 kg auf die Waage. Nach einem Jahr hatten sie auf 108 kg abgespeckt (JAMA 2010; doi: 10.1001/jama.2010.1505).

Die Intervention bestand zum einen in einer Diät, bei der die Energiezufuhr je nach Ausgangsgewicht auf 1.200 bis 2.100 kcal/die reduziert wurde, wobei die Diät aus 20 bis 30 Prozent Fett, 50 bis 55 Prozent Kohlenhydrate und 20 bis 25 Prozent Proteinen bestand. Um die Compliance der Patienten zu fördern, erhielten sie die Mahlzeiten teilweise in fester oder flüssiger Form abgepackt und gratis.

Das Bewegungsprogramm umfasste 60-minütige forcierte Spaziergänge an fünf Tagen in der Woche, bei denen die Pedometer mindestens 10.000 Schritte anzeigen sollten. Die Hälfte der Probanden begann erst nach sechs Monaten mit dem Bewegungsprogramm. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie allein durch die Diät 8,2 kg abgenommen. Die anderen Probanden hatten durch Diät plus sofortigem Bewegungsprogramm 10,9 kg an Gewicht verloren.

Am Ende der Studie betrug die Gewichtsabnahme in beiden Gruppen etwa 12 kg. Den BMI hatten die Probanden von 43 auf 39 gesenkt und damit knapp die Grenze von Grad III- zur Grad II-Adipositas (BMI 40) überwunden. Als schlank könnte man sie dennoch nicht bezeichnen.
 

Doch die signifikante Abnahme von Taillenumfang (minus 10 cm), Körperfett (minus 9 kg) systolischem Blutdruck (minus 15 mm Hg) und diastolischem Blutdruck (minus 6 mm Hg) lassen Goodpaster hoffen, dass die Patienten auf lange Sicht ihr kardiovaskuläres Risikoprofil verbessert haben.

Frühere Studien haben aber gezeigt, dass die Ergebnisse im ersten Jahr einer Diät später oft nicht gehalten werden. Dies war auch in der zweiten Studie der Fall, über die Cheryl Rock vom Moores Cancer Center in La Jolla/Kalifornien berichtet: Die Teilnehmerinnen, ausschließlich Frauen, hatten mit einem Körpergewicht von 92 kg eine etwas günstigere Ausgangslage als in der ersten Studie.

Doch den Verlust des Körpergewichts von 8 bis 10 kg nach 12 Monaten konnten sie nicht halten. Am Ende der Studie nach 24 Monaten hatten die Frauen gegenüber dem Stand nach 12 Monaten schon wieder zwei 2 kg zugelegt (JAMA 2010; doi: 10.1001/jama.2010.1503).

Die adipösen Frauen hatten an einem Programm der Firma „Jenny Craig“ aus Carlsbad/Kalifornien teilgenommen. Nach einer Eingangsberatung erhielten die Teilnehmerinnen das Essen aus der „Jenny Craig Cuisine“ nach Hause geliefert. Begleitend fand eine Ernährungsberatung entweder an einem lokalen Zentrum oder per Telefon statt.

Am Ende der 2 Jahre hatten die 169 Frauen unter der Diät und der Beratung am Zentrum 7,4 kg abgenommen. Unter den 164 Frauen mit Diät und Telefonberatung betrug die Gewichtsabnahme 6,2 kg. Die Vergleichsgruppe von 113 Frauen, die nur eine “normale” Ernährungsberatung erhielten, nahm im Durchschnitt 2,0 kg ab.

Die Ergebnisse erreichen damit nicht die Werbebotschaften des Herstellers, in denen die Teilnehmerinnen typischeres 50 Pfund abspecken. Hinzu kommt, dass die Diätwilligen im normalen Leben die Kosten selbst tragen müssen, während das Essen in der Studie gestellt wurde. © rme/aerzteblatt.de

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