Medizin
Depression: Geburtstag im Winter könnte ein Grund sein
Dienstag, 7. Dezember 2010
Nashville – Die Jahreszeit, in der Babys geboren werden, kann einen deutlichen und bis ins Erwachsenenalter nachhaltigen Effekt auf die sogenannte „innere Uhr“ haben. Doch auch für die Wahrscheinlichkeit einer psychiatrischen Erkrankung könnte der Geburtsmonat möglicherweise eine Bedeutung haben.
Das fanden Wissenschaftler der Vanderbilt University in Nashville in Experimenten an neugeborenen Mäusen heraus und publizierten ihre Studie im Fachjournal Nature Neuroscience (doi: 10.1038/nn.2699).
Die Experimente der Forscher unter der Leitung von Douglas McMahon lassen nach ihrer Auffassung einen Rückschluss individueller biologischer Tages- und Nachtrhythmen auf den Geburtsmonat zu. Allerdings wiesen wissenschaftliche Studien schon länger darauf hin, dass Menschen, die in Wintermonaten geboren sind, eher zu affektiven Störungen wie Depression oder bipolaren Störungen neigten.
Für die Studie verwendeten die Autoren drei Gruppen von sechs bis acht Wochen alten Maus-Säuglingen und ließen sie zusammen mit ihren Müttern bis zur Entwöhnung unter kontrollierten Lichtverhältnissen aufwachsen. Die erste Gruppe erlebte abwechselnd 16 Stunden Licht und acht Stunden Dunkelheit und war somit die „Sommerkohorte“.
Dementsprechend wuchs die „Winterkohorte“ unter umgekehrten Bedingungen auf, also 16 Stunden Dunkelheit und nur acht Stunden Licht. Der dritten Gruppe ließen die Forscher schließlich gleichmäßig Licht und Dunkelheit zukommen, dass heißt jeweils zwölf Stunden.
Die Mauslinien waren dabei von besonderer Bedeutung, denn sie trugen in ihrem Genom ein spezielles Gen, das natürlich fluoreszierende Proteine produziert. Diese leuchten immer dann grün auf, wenn die Neurone der biologischen Uhr aktiv sind. Dadurch konnten die Forscher nach ihrem Experiment direkt die Aktivitäten der suprachiasmatischen Kerne messen, die im Wesentlichen für die innere Uhr zuständig seien.
Ergebnis war, dass deren Aktivität unabhängig von den Lichtverhältnissen nach dem Experiment, auf die Verhältnisse während des Experiments zurückgeführt werden konnten.
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McMahon beobachtete auch, dass Mäuse, die unter winterlichen Lichtverhältnissen aufwuchsen,
ihren Tages- und Nachtrhythmus im Vergleich zur Sommerkohorte wesentlich nach hinten verschoben. Das sei ein Effekt, der auch bei Menschen mit saisonal bedingten Depressionen vorkomme und der somit Rückschlüsse auf die Situation beim Menschen zuließe.
© hil/aerzteblatt.de

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