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Medizin

Lepra auch in Deutschland

Donnerstag, 27. Januar 2011

Berlin – Die Lepra ist keineswegs ausgestorben. Weltweit wird die Erkrankung jedes Jahr bei einer viertel Million Menschen neu diagnostiziert. Auch in Deutschland kommt es gelegentlich zu importierten Erkrankungen, wie dem Epidemiologischen Bulletin (11; 3: 17-22) zu entnehmen ist.

Zuletzt wurde Anfang Januar in der Uniklinik Münster bei einem Patienten eine Lepra diagnostiziert. Der Mann hatte sich vermutlich bei einer Reise nach Brasilien angesteckt, teilt die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) mit. Der Patient konnte die Klinik inzwischen verlassen.

Er ist nicht mehr ansteckend, muss allerdings noch sechs Monate Medikamente einnehmen. Im letzten Jahr hatten sich zwei Menschen in Asien angesteckt. In den Jahren zuvor wurden ebenfalls zwischen null und zwei Erkrankungen pro Jahr bekannt.

Alle hatten sich im Ausland angesteckt. Weltweit hat es 2009 nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 244.796 Neuerkrankungen (besser Neudiagnosen) gegeben. Mehr als die Hälfte (133.717) entfiel auf Indien. Es gibt aber insgesamt 16 Länder in Südasien und Afrika sowie Brasilien, aus denen mehr als 1.000 Neuerkrankungen pro Jahr gemeldet werden.
 

Die WHO zählt die Lepra zu den “vernachlässigten Krankheiten”. Ein Indiz hierfür ist die oft erst späte gestellte Diagnose: Der Anteil der bei Diagnose behinderten Patienten hat sich von 2,9 Prozent in 2003 auf 5,9 Prozent im Jahr 2009 fast verdoppelt. Die DAHW beklagt, dass seit Jahren „keine wirklichen Fortschritte“ bei der Lepra erzielt wurden.

Die Erkrankung ist keineswegs auf abgelegene ländliche Regionen beschränkt. Die Times of India überraschte ihre Leser im Dezember 2010 mit der Meldung, dass in der Millionenstadt Pune (südöstlich von Mumbai) bei einer Reihenuntersuchung 30 Erkrankte gefunden wurden. Die meisten litten an der infektiösen multibazillären Form der Lepra.

Das Infektionsrisiko für Pauschaltouristen dürfte dennoch gering sein. Die Ansteckung erfolgt zwar durch Tröpfcheninfektion. Experten gehen aber davon aus, dass man länger und auf engem Raum mit einem Leprakranken oder Träger der Erreger zusammen gekommen sein muss, um sich zu infizieren.

Schon lange sind Leprakranke keine Aussätzige mehr. Eine Quarantäne ist auch bei einer frischen Infektion nicht erforderlich. Es gibt jedoch noch eine Reihe von Ländern, darunter Großbritannien, USA und China, die Infizierten Visa-, Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen verweigern. © rme/aerzteblatt.de

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