Politik
Betrugsverdacht: Helios sieht Fehler im System
Mittwoch, 6. Juli 2011
Berlin – Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Helios Kliniken GmbH, Francesco De Meo, hat in einem Offenen Brief an Mitarbeiter, Patienten und Geschäftspartner ausführlich Stellung zu den Vorwürfen der Berliner Staatsanwaltschaft bezogen, denen zufolge in der Poliklinik des Helios-Klinikums Berlin-Buch Ärzte ambulante Leistungen erbracht haben sollen, die hierzu über keine Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verfügten.
De Meo betont zunächst, dass in der Poliklinik „nur tatsächlich erbrachte Leistungen abgerechnet“, „keine überhöhten Rechnungen gestellt“ und „alle Behandlungen von qualifizierten Ärzten medizinisch korrekt durchgeführt“ wurden. Ob alle beteiligten Ärzte über die notwendige Zulassung verfügten, lässt er freilich offen.
Deutsches Ärzteblatt print
Stattdessen heißt es: „Qualifizierte Ärzte, die ihre Patienten in bester Weise medizinisch versorgen, dürfen nicht systembedingt kriminalisiert werden.“ Der Helios-Chef verweist auf das komplexe Abrechnungsrecht, das den Anforderungen in der alltäglichen Patientenversorgung nicht mehr gerecht werde.
In vielen Fällen müssten Krankenhausärzte heute einen wesentlichen Beitrag zur ambulanten Versorgung von Patienten leisten, da es wohnortnah zu wenig Arztpraxen gebe. De Meo: „Ansonsten wären Unterversorgung, weite Anreisen und unangemessen lange Wartezeiten die Folgen für die Patienten.“
Hintergrund: Um entstandene Versorgungslücken zu schließen, sind vielerorts Klinikärzte von den KVen zur Erbringung ambulanter Leistungen zugelassen. Gemäß geltendem Zulassungsrecht müssen diese Ärzte ihre Leistungen jedoch höchstpersönlich erbringen – eine Auflage, die im Klinikalltag oft nicht einfach oder zeitgerecht umzusetzen ist.
„Den Patienten wäre mehr gedient, wenn Behandlungen flexibel von qualifizierten Ärzteteams erbracht werden könnten“, meint De Meo und fordert, entsprechend „die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine adäquate ambulante Versorgung an den tatsächlichen Versorgungsbedarf anzupassen“.
Um die Klinikärzte im Konzern vor einer drohenden strafrechtlichen Verfolgung schützen, sehe Helios sich bis auf weiteres gezwungen, vielerorts ambulante Behandlungen von Patienten künftig abzulehnen. Der Helios-Chef: „Nur so können wir unsere Klinikärzte vor einer drohenden strafrechtlichen Verfolgung schützen.“ Bestehende Versorgungsengpässe würden dadurch deutlich verschärft. Die Leidtragenden seien die Patienten.
© JF/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.