Medizin
Zahnarzt kann Diabetes erkennen
Freitag, 15. Juli 2011
New York – Durch einen Blick in den Mund kann ein Zahnarzt mit gewisser Wahrscheinlichkeit erkennen, ob sein Patienten an einem Typ-2-Diabetes mellitus erkrankt ist. Zahnfleischtaschen und fehlende Zähne sind laut einer Studie im Journal of Dental Research (2011; doi: 10.1177/0022034511407069) die entscheidenden Hinweise.
Zu den Komplikationen des Typ-2-Diabetes mellitus gehört die Parodontose. Diese bakteriell bedingte Entzündung des Zahnhalteapparates beginnt mit einer Vertiefung der Zahnfleischtaschen und endet mit dem Ausfall der Zähne.
Wenn mehr als ein Viertel der Zähne Taschen haben oder mehr als 4 Zähne ausgefallen sind, sollte ein Zahnarzt bei Patienten ab 40 Jahren an die Möglichkeit eines Diabetes denken, schreibt Ira Lamster vom College of Dental Medicine in New York.
Dies umso mehr, wenn einer der folgenden weiteren Diabetes-Risikofaktoren vorliegt: Übergewicht/Adipositas, hoher Cholesterinwert, Hypertonie oder ein positive Familienanamnese. Diese vier Faktoren wurden in der Studie von Lamster vor der zahnärztlichen Untersuchung erfragt. Und sie könnten wohl ohne jeglichen apparativen Mehraufwand in jede zahnärztliche Untersuchung aufgenommen werden.
In der Studie an 601 Patienten mit einem der vier erwähnten anamnestischen Risikofaktoren konnten die Zahnärzte 73 Prozent der Diabeteserkrankungen anhand des oralen Befundes erkennen. Bei einer Bestimmung des HbA1c-Werts stieg die Quote sogar auf 92 Prozent. Der HbA1c -Wert erfordert allerdings die Entnahme von Vollblut, die sinnvollerweise vom Hausarzt übernommen wird.
Tatsache ist aber, dass viele Menschen den Arztbesuch meiden. Um die Konsultation eines Zahnarztes kommen viele aber nicht herum. Die Dentisten könnten nach Ansicht von Lamster deshalb einen Beitrag zur Diagnose der häufigen Erkrankung leisten, indem sie die Patienten an den Hausarzt überweisen.
© rme/aerzteblatt.de

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