Politik
Zusatzbeitrag Hauptgrund für Krankenkassenwechsel
Montag, 9. Januar 2012
Berlin – Krankenkassen, die einen Zusatzbeitrag erheben, müssen sich auch bei gutem Service und Extraleistungen auf einen massiven Mitgliederschwund einstellen. Bereits ein vergleichsweise geringer Zusatzbeitrag von fünf Euro monatlich ist für vier von zehn gesetzlich Versicherten ein potenzieller Wechselgrund. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor. Die Gesellschaft hatte dafür im August vergangenen Jahres 750 Mitglieder gesetzlicher Krankenversicherungen zwischen 18 und 65 Jahren befragt.
Seit Einführung des Zusatzbeitrages im Jahr 2010 entfielen mehr als 90 Prozent aller Mitgliederverluste auf Kassen, die einen Zusatzbeitrag verlangen. Von den Befragten, deren Kasse derzeit noch einen solchen erhebt, wollen zwölf Prozent „auf jeden Fall“ oder zumindest „sehr wahrscheinlich“ ihre Mitgliedschaft kündigen. Demgegenüber sagen dies nur zwei Prozent der Versicherten, die den Beitrag nicht zahlen müssen. Der Zusatzbeitrag ist der am häufigsten angeführte Wechselgrund (63 Prozent), vor Leistungsangebot (40 Prozent) und Service, Freundlichkeit, Erreichbarkeit (27 Prozent).
„Vor allem jüngere und damit tendenziell gesündere Versicherte verlassen ihre Kasse, wenn diese einen Zusatzbeitrag verlangt. Es gehen ausgerechnet die Mitglieder, die für ihre Beiträge vergleichsweise wenige Leistungen beanspruchen, so dass sich die Finanzlage der Kasse schließlich sogar verschlechtern kann“, sagte Nikolaus Schumacher, Partner bei PwC im Bereich Gesundheitswesen und Pharma.
Das Durchschnittsalter der grundsätzlich wechselwilligen Befragten liegt bei knapp über 36 Jahren. Die deutliche Mehrheit (63 Prozent) ist männlich. Zudem sind nur bei 13 Prozent der Wechselbereiten Familienangehörige beitragsfrei mitversichert – im Durchschnitt aller Befragten sind es 20 Prozent.
Die Strategie, einen Zusatzbeitrages durch besondere Leistungen, Wahltarife und Bonusprogramme zu kompensieren, geht laut PwC meist nicht auf. Selbst die aus Sicht der Befragten attraktivsten Zusatzleistungen würden für eine knappe Mehrheit (56 Prozent) allenfalls einen Zusatzbeitrag von 2,50 Euro monatlich ausgleichen.
© hil/aerzteblatt.de

... auch bei gutem Service und Extraleistungen ...
Das Verführende an den preisgünstigen Kassen besteht doch geradedarin, daß sie schlank sind und auf Schnick-Schnack verzichten.
Ich bin davon überzeugt, daß es irgendwann ein modulares System der Krankenversicherung geben wird oder muß.
Ich könnte mir vorstellen, daß es Basis-Leistungen gibt. In denen wären dann z.B. Generikaerstattungen enthalten, aber der Wunsch, innovative Medikamente zu bekommen oder Originalpräparate würde aufpreisig sein.
Module wären dann auch die weitgehend gestrichenen Erstattungen für Brillen und Zahnersatz, genauso wie Röntgenleistungen für Sportunfälle.
"Extraleistungen" sind nicht "extra" zu bekommen, sondern verteuern das Paket.
Kassen, die solches anbieten, gehen das Risiko ein, daß man sie abwählt.
"Service" ist nicht ein Heer von sogenannten telefonexperten, sondern eine kostengünstige Abwicklung der Leistungen.
Ich mag Wettbewerb!
Dr.Karlheinz Bayer, Bad Peterstal

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