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Politik

Caritas: „Armut macht krank“

Mittwoch, 11. Januar 2012

Berlin – Caritas-Präsident Peter Neher hat gefordert, für Menschen am Rande der Gesell­schaft einen besseren Zugang zum Gesundheits­system zu organisieren. „Menschen gehen nicht zum Arzt, wenn sie Angst haben müssen, den Behörden gemeldet und abgeschoben zu werden.

Wir fordern, dass Menschen, die illegal in Deutschland leben, ihre Daten nicht preisgeben müssen, wenn sie einen Arzt brauchen“, sagte er heute in Berlin. Betroffen vom schlechten Zugang seien nicht nur illegal in Deutschland lebende Menschen, sondern auch Obdachlose und Asylsuchende.

Eine im September 2009 vom Bundesrat verabschiedete Verwaltungsvorschrift zum Aufenthaltsgesetz legt allerdings fest, dass Angestellte von Krankenhausverwaltungen als berufsmäßige Gehilfen von Ärzten gelten und somit auch der Schweigepflicht unterliegen. Übermitteln sie beispielsweise für eine Abrechnung einer Behandlung eines illegal in Deutschland lebenden Menschen Daten an das Sozialamt, verlängert sich quasi der Geheimnisschutz bis in das Sozialamt hinein; das Amt darf diese Daten nicht an die Ausländerbehörde weiterleiten. Entsprechende Klarstellungen enthält beispielsweise eine Broschüre der Ärztekammer Hamburg.

Caritas-Präsident Neher wies zudem darauf hin, dass arme Menschen nach wie vor ein höheres Krankheitsrisiko hätten als andere und ihre Lebenserwartung niedriger sei. „In einem der reichsten Länder der Welt ist die Tatsache, dass Armut krank macht, ein provozierender Zustand“, sagte er.

In diesem Zusammenhang kritisierte der Caritas-Präsident auch die Praxisgebühr, die beispielsweise Empfänger von Arbeitslosengeld II vom Arztbesuch abhalten könne. „Sie wurde eingeführt, um nicht notwendige Arztbesuche einzuschränken“, sagte Neher. „Dieses Ziel hat sie nicht erreicht. Sie ist allein ein ergänzendes Finanzierungsinstrument mit hohen Bürokratiekosten.“ 

Einzelheiten zur neuen Kampagne „Armut macht krank“ finden sich auf der Webseite . Der Katholische Krankenhausverband will anlässlich der Kampagne zudem seinen Sozialpreis 2012 katholischen Häusern verleihen, die im Rahmen von Projekten und Initiativen für Menschen am Rande der Gesellschaft da sind (www.kkvdsozialpreis.de). © EB/Rie/aerzteblatt.de

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