Medizin
Pädiatrisches Asthma: Mehr Schaden als Nutzen durch PPI
Mittwoch, 25. Januar 2012
Baltimore – Obwohl bei vielen Patienten mit Asthma bronchiale ein gastroösophagealer Reflux nachweisbar ist, leistet die Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) keinen Beitrag zur Therapie. In einer randomisierten klinischen Studie an pädiatrischen Patienten im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2012;307: 373-381) kam es sogar zu einer Zunahme der Atemwegssymptome. Auch das Knochenbruchrisiko könnte steigen.
Die Idee, dass ein gastroösophagealer Reflux an der Pathogenese des Asthma bronchiale beteiligt ist, ist plausibel und weit verbreitet. Plausibel ist sie, weil bei vielen Patienten mit Asthma ein Reflux vorliegt. Die Magensäure kann, wenn sie, möglicherweise nachts und unbemerkt, aspiriert wird, die Atemwege schädigen. Einige Ärzte verordnen ihren Patienten deshalb prophylaktisch einen PPI, obwohl es keine sichere Evidenz gibt, dass dies den Verlauf der Asthmaerkrankung günstig beeinflusst.
Vor zwei Jahren hatte eine randomisierte Studie des US-National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) und der American Lung Association (ALA) ergeben, dass eine hochdosierte Therapie mit dem PPI Esomeprazol die Kontrolle des Asthma bronchiale bei Erwachsenen nicht verbessert (NEJM 2009; 360:1487-1499). Jetzt liegen die Ergebnisse einer weiteren Studie von NHLBI und ALA bei Kindern vor. An der „Study of Acid Reflux in Children With Asthma“ nahmen an 19 US-Zentren 306 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren teil, bei denen unter der Standardtherapie keine ausreichende Kontrolle des Asthma bronchiale erzielt worden war.
Die Kinder wurden auf eine zusätzliche Therapie mit dem PPI Lansoprazol oder Placebo randomisiert. Primärer Endpunkt war eine Verbesserung der Bewertung im Asthma Control Questionnaire (ACQ). Wie die Gruppe um Janet Holbrook von der Bloomberg School of Public Health in Baltimore mitteilt, wurde dieses Ziel nicht erreicht.
Weder im ACQ noch in der Lungenfunktion (FEV1), noch in der Lebensqualität, noch in der Zahl der schweren Astmaattacken kam es zu einer Verbesserung. Dabei hatten Langzeitmessungen des pH-Wertes im Ösophagus in einer Subgruppe der Studie gezeigt, dass 40 Prozent der Kinder tatsächlich einen gastroösophagealen Reflux haben. Aber auch diese Kinder profitierten nicht vom Einsatz des PPI.
Im Gegenteil: Unter der PPI-Therapie kam es sogar zu einem Anstieg der Infektionen der oberen Atemwege. Eine Bronchitis wurde mehr als doppelt so häufig diagnostiziert. Ein weiteres Ergebnis bereitet dem Editorialisten Fernando Martinez von der Universität University of Arizona, Tucson Sorgen: Im Lansoprazol-Arm erlitten 6 Kinder beim Sport einen Knochenbruch gegenüber nur einem Kind im Placebo-Arm.
Der Unterschied war zwar nicht signifikant. Ein erhöhtes Knochenbruchrisiko gehört jedoch (bei Erwachsenen) zu den möglichen Komplikationen einer PPI-Therapie, was die FDA vor einiger Zeit zu einem Warnhinweis veranlasste. Martinez rät deshalb PPI nur in begründeten Fällen einzusetzen. © rme/aerzteblatt.de

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