Ärzteschaft
Dermatologen: Allergien werden unterschätzt
Freitag, 24. Februar 2012
Berlin – Allergien werden nach Meinung von Dermatologen oftmals unterschätzt. Zum Einen von den Allergikern selbst, die sich vielfach selbst behandeln und von denen einige erst gar nicht zum Arzt gehen. Zum Anderen von der Politik, die nach Einschätzung der Ärzte den Leidensdruck der Betroffenen nicht wirklich erkennt und auch nicht die Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft, wenn zum Beispiel Menschen mit schweren Allergien häufig bei der Arbeit fehlen.
Laut einer am Freitag in Berlin vorgestellten, repräsentativen Forsa-Umfrage für die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) sind rund 25 Millionen Menschen in Deutschland Allergiker. Das ist mehr als jeder Dritte. Die Allergie sei „die häufigste chronische Erkrankung“ in Deutschland, sagte DDG-Präsident Rudolf Stadler. 53 Prozent von ihnen empfinden ihre Allergie laut der Befragung als belastend. 48 Prozent gaben an, dass sie sich in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt fühlen, wenn ihre Allergie auftritt.
Trotzdem nimmt mehr als die Hälfte der Allergiker ihre Behandlung selbst in die Hand. 58 Prozent der Befragten gaben an, sie etwa durch nicht verschreibungspflichtige Medikamente in den Griff zu bekommen oder dadurch, dass sie den Auslöser meiden. Viele von ihnen waren wegen ihrer Allergie schon einmal bei einem Arzt in Behandlung, 30 Prozent aber nicht. Aber auch diejenigen, die in Behandlung sind, sind nach Meinung der Dermatologen nicht immer optimal versorgt.
Das gelte vor allem für Neurodermitis-Patienten. Die Studie „Atopic Health“ des Hamburger Dermatologen Matthias Augustin, deren Ergebnisse ebenfalls am Freitag vorgestellt wurden, ergab, dass trotz Therapie 93 Prozent der Betroffenen weiter unter Juckreiz leiden, der sie auch oft nicht schlafen lässt. Augustin zufolge könnten viele von ihnen besser behandelt werden, wenn mehr Kosten – zum Beispiel für rückfettende Salben – von den Krankenkassen übernommen würden. Sozial schwache Menschen könnten sich solche Salben oft nicht leisten.
Ein weiteres Problem sehen die Dermatologen zukünftig bei der Diagnose. Die Novellierung des Arzneimittelgesetzes sehe vor, dass der sogenannte Epikutantest – eine Art Pflaster mit potenziellen Allergieauslösern – strengeren Regeln unterworfen werde, sagte der Dermatologe Axel Schnuch. Damit drohe das Aus für eine „seit 100 Jahren erfolgreich eingesetzte Allergie-Diagnostik“. © dapd/aerzteblatt.de

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