Medizin
Lungenobstruktion begünstigt langfristig Herzinsuffizienz
Dienstag, 28. Februar 2012
Chapel Hill – Eine obstruktive Lungenerkrankung wie Asthma oder COPD erhöht das Risiko, an einer chronischen Herzinsuffizienz zu erkranken. Wissenschaftler der University of North Carolina haben herausgefunden, dass eine niedrige Einsekundenkapazität nachhaltig mit einem häufigeren Auftreten kardialer Probleme, darunter vor allem die Herzschwäche, assoziiert ist. Die Forscher unter der Leitung von Sunil Agarwal publizierten ihre Ergebnisse im European Journal of Heart failure (doi: 10.1093/eurjhf/hfs016).
Schon seit Jahren steigt die Inzidenz der chronischen Herzinsuffizienz an. Das liegt laut Einschätzungen der Experten vor allem an dem zwar im Durchschnitt höheren Lebensalter mit jedoch proportional zunehmender Schädigungen des Herzmuskels.
Den Autoren dieser Studie war bekannt, dass chronisch obstruktive Lungenerkrankungen eine häufige Komorbidität bei der Herzinsuffizienz darstellen und auch umgekehrt die kardiale Schädigung oft parallel zu Lungenerkrankungen auftritt. In ihrer umfangreich angelegten Kohortenstudie wollten sie aber untersuchen, inwiefern verengte Atemwege mit dem Neuauftreten der Herzinsuffizienz assoziiert sind.
Ihre Daten bezogen die Wissenschaftler aus der Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) Study. Dies ist eine von dem National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) organisierte Datenbank, die über einen Zeitraum von 15 Jahren den kardiovaskulären Gesundheitszustand von knapp 16.000 erwachsenen Patienten in den USA erfasst hat. Aus diesen Daten analysierten sie zum einen die Spirometrieergebnisse der Patienten zwischen 1987 und 1989 und zum anderen alle in der Folge aufgetretene Fälle einer manifesten Herzinsuffizienz bis einschließlich 2005.
Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass mit jedem Prozentpunkt, den die forcierte exspiratorische Einsekundenkapazität (FEV1) abnahm, die Inzidenz einer Herzinsuffizienz in den darauffolgenden Jahren proportional anstieg.
Diese statistisch signifikante Beziehung zwischen Lungenobstruktion und Herzschwäche änderte sich dabei auch bezüglich Alter, vorbestehender Herzerkrankungen und kardiovaskulären Risikofaktoren nicht und blieb signifikant. Insgesamt bedeutete eine FEV1 unter 70 Prozent ein unter beiden Geschlechtern fast anderthalbmal so großes Risiko, an einer manifesten Herzinsuffizienz zu erkranken.
Sunil Argawal hält diese Ergebnisse für besonders wichtig, da eine obstruktive Atemwegserkrankung in Zukunft als ein weiterer wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor angesehen werden müsse. So spiele eine derartige Lungenerkrankung eine mindestens genau so wichtige wenn nicht sogar entscheidendere Rolle als die bisher bekannten Faktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck.
© hil/aerzteblatt.de

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